George Osodi
Afrika hat Würde
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
George Osodi, 1974 in Lagos geboren, wo er noch immer lebt, ist ein engagierter Fotograf mit Blick für soziale, ökonomische und ökologische Prozesse und Mitglied der Associated Press News Agency. Heinz-Norbert Jocks traf ihn auf der documenta.
H.-N.J.: Du kommst aus Nigeria, wo ich leider noch nie war. Ich weiß allenfalls ein bisschen von den Problemen in deinem Land und viel zu wenig über die Lebensformen und die Kultur. Könntest du mir vielleicht einen kleinen Einblick geben, bitte?
G.O.: In Nigeria, einem an Mineralvorkommen sehr reichem Land mit einer Population von 140 Millionen Menschen, leben mehr als zweihundert verschiedene ethnische Gruppen. Es ist ein Land, in dem im Grunde alle gewillt sind, ein gutes, ja das beste Leben zu haben. Aber das ist schwierig. Kulturell gesehen ist Nigeria mit Talenten gesegnet. Es gibt nicht nur sehr gute Musiker, bildende Künstler und Bildhauer. Auch auf anderen Gebieten wie Medizin steht Nigeria nicht so schlecht da. Viele sind ausgewandert und leben verstreut in Europa oder Amerika. Vieles ist im Argen, aber es ist dennoch Ok.
Wann machtest du dein erstes Foto?
G.O.: Ich war noch sehr jung, vielleicht zehn Jahre alt, als meine Mutter mir eine kleine Kamera schenkte, weil sie wollte, dass ich neben dem, was man in der Schule gewöhnlich lernt, auch noch andere Fähigkeiten entwickle. Und sie fand, dass ich in diesem Alter auch noch Fotografieren lernen sollte. Ich wehrte mich dagegen und sagte zu ihr, ich wolle lieber nur zur Schule gehen. Aber jemand…