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Titel: Im Netz der Systeme · S. 225 - 231
Titel: Im Netz der Systeme , 1989

Grahame Weinbren
Ein interaktives Kino

Einige Zeit- und Zeitformmodelle

Ausdruck intensiviert

Stellen Sie sich ein filmisches Werk vor, wo der Zuschauer für das, was auf der Leinwand erscheint, verantwortlich ist, ohne daß er auf irgendeine Art und Weise an der Produktion beteiligt gewesen wäre. Ein solches Kino ist technisch schon möglich, und es ist schon einiges dafür produziert worden. Ich will hier beschreiben, was ich als bestimmte wesentliche Charakteristika dieses Mediums betrachte, wenn es als Interaktionskino erfolgreich sein soll.

Es ist im Alltag nicht ungewöhnlich, daß ein Zuschauer mit einem Videobild konfrontiert wird, das er oder sie so oder so beeinflussen kann. Dazu gehört die Erfahrung des idealen Videospiels; tatsächlich sind Videospiele durch die Einschränkung der möglichen Veränderungen, die der Spieler bewirken kann, stark behindert – sogar in neueren Spielen, die eine hohe Qualität (nach Computer-Standard!) graphischer Animation verwenden. Dazu gehört auch die Erfahrung einer Videokamera/Monitor-Kombination, die oft in der Auslage eines Elektrogeschäfts montiert wird, wo man manchmal Passanten sieht, die vor einer Auslage herumspielen und einer Reihe von Monitoren gleichzeitig zuschauen. Den Zuschauern wird es aber bald langweilig, da sie nie etwas anderes sehen als sich selbst.

Videospiele und Schaufensterauslagen gehören aber nicht in den Bereich des Kinos. In einem Interaktionskino wird der Zuschauer die Verantwortung außerdem nicht nur für die einzelnen Details des Bildes teilen – wie bei einem Videospiel -, sondern auch für den Inhalt und den Sinn des Werkes.

Nach meiner Vorstellung von Interaktionskino wird die Beziehung zwischen Zuschauer und Leinwand durch zwei verschiedene epistemologische Zustände definiert. Der eine ist aktiv -…


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