Heinz Schütz
Eine barocke Party
»Augenblicke des Welttheaters in der zeitgenössischen Kunst«
Kunsthalle Wien, 12.6. – 16.9.2001
Mehrere Jahre war die Kunsthalle Wien in einer vom Verkehr umtosten Containerarchitektur untergebracht. Im Stadtgefüge erschien der provisorische Bau als Fremdkörper, als Versatzstück einer zu spät gelandeten Moderne, die sich klar und entschieden vom Jugendstil der nahegelegenen Sezession, dem Barock der Karlskirche oder den sich im Hintergrund türmenden postmodernistischen Steinquadern abhob. Der Kunstcontainer wurde nun abgebrochen und die Kunsthalle in einen Neubau ins Museumsquartier verlegt. 2002 soll der Container in einer miniaturisierten Form als “project space” (in Wien grassiert eine Art anglizistisches Fieber) wieder aufgebaut werden. Eine “Kunstfilmbox” am Wiener Westbahnhof (“art at rail ©“) fungiert bereits jetzt als Außenstation der Kunsthalle.
Mit der Verlagerung ins Museumsquartier wurde die Kunsthalle Teil eines österreichischen Prestigeprojektes, dem es nicht zuletzt darum geht, das kulturelle Image Wiens weiter aufzupolieren, eine Politur, die nach dem eklatanten Rechtsruck des Landes auch Züge einer Schadensbegrenzung qua kultureller Beeindruckung annimmt. Auf dem 60 000 Quadratmeter großen Areal der ehemaligen Hofstallungen entstand eines der weltgrößten Kulturzentren. Um die zwanzig Institutionen werden hier in renovierten Alt- und einigen Neubauten untergebracht: Leopold Museum, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig und Kunsthalle, Art Cult Center und Architektur Zentrum, Theaterhallen, Tabak- und Kindermuseum, Depot, basis, Redaktionsbüro Springerin, Ateliers, Büros für Galerien- und Kritikerverbände.
Nachdem bereits eine Performance von Vanessa Beecroft als – wie die New York Times feststellte – “soft-core peeping” rezipiert wurde und einen ersten Besucherandrang in der neuen Kunsthalle auslöste, fand nun, zweieinhalb Wochen vor der Einweihung…