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Magazin: Publikationen · von Stefan Römer · S. 490 - 490
Magazin: Publikationen , 1998

Eine Kritik der Kunstkritik – oder wie alles zu einem Brei wird

Die Kunstkritik scheint grundsätzlich unter Legitimationsdruck zu stehen. Eine Kritik der Kunstkritik jedoch tendiert bereits zur Kunsttheorie, wenn sie die Schwächen der Kritik durch ausführliche Rezeption auszugleichen sucht. Johannes Thomas, Professor für Romanistik in Paderborn, steckt nun mit seinem Buch “Logik des Zufalls. Kunstkritik im Kontext von Moderne, Postmoderne und Antike” ein weites Feld ab: Von der Beuys-Rezeption und einigen Motiven der Kunsttheorie über die Moderne-Postmodernediskussion bis zur Kritik der poststrukturalistischen Philosophie, um schließlich im letzten Kapitel beim “Humor als Signum einer anderen Moderne” anzukommen. Um es vorwegzunehmen: Bei seinem Vorhaben, Beispiele schlechter Kunstkritik an ihren Ansprüchen und ihrem Versagen zu messen, gelangt er zu dem Schluß, daß alle gleich schlecht sind. Nicht, daß einige dieser Autoren und Projekte nicht tatsächlich zu kritisieren wären, aber Thomas vergleicht hier übergangslos sehr unterschiedliche Textkategorien, die sich nicht nur von ihrer Funktion her unterscheiden, sondern auch immer problematisch erscheinen müssen, wenn sie aus ihrem Kontext gerissen werden. Der Autor beginnt fast jedes Kapitel mit reiner Polemik, die offensichtlich nur das Ziel hat, “Autoritäten in Frage zu stellen” (Vorwort), wobei oft eine eklatante Überbewertung der einzelnen Personen und ihrer Funktion zugrunde liegt. Eine Kritik Adornos dagegen übergeht Thomas mit dem Argument, daß er ihm zu viel zu verdanken habe, als daß er sich an dessen Kritik wagen könne. (S. 69)

Als ein Grundtheorem dient Thomas eine sophistische Interpretation des Begriffs der Konvention, wonach ihm auch Kunstkritik als eine “Konvention, also Zufall” erscheint. Diesbezüglich kann…

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