Amine Haase
Eine Sammlung als Porträt
»Patrice Chéreau – Ein imaginäres Museum «
Collection Lambert, Avignon, 11.7. –11.10.2015
Als Yvon Lambert im vergangenen Jahr bekannt gab, dass er seine Pariser Galerie am 31.12.2014 schließen werde, schlug die Nachricht wie eine Bombe ein und erschütterte die Kunstwelt. Einer der wichtigsten Vermittler zeitgenössischer Kunst zog sich zurück, und er sparte nicht mit Kommentaren zum Kunsthandel, der sich weit von den Vorstellungen entfernt habe, mit denen er in den 1960er Jahren angetreten war. Aus New York und London, wo er zeitweise Dependancen führte, hatte er sich schon früher zurückgezogen. Aber natürlich wird der 1936 im südfranzösischen Vence geborene Lambert sich nicht von der Kunst verabschieden. Er wird bibliophile Künstlerbücher herausgeben. Und dann gibt es noch sein ganz persönliches Kunst-Werk, seine Sammlung, die in Avignon als Museum etabliert ist, eine Sammlung, die das Spiegelbild ihres Schöpfers ist.
Die Collection Lambert ist das einzige Museum für zeitgenössische Kunst in Avignon. Die südfranzösische Stadt zeigt im Petit Palais und dem Musée Calvet herausragende Werke alter Kunst; ansonsten ist sie eher dem Theater zugetan, und das auch in extrem experimenteller Form. Der Grundstein für die Collection Lambert wurde schon im Jahr 2000 gelegt, mit der Eröffnung des Museums in einem der Stadtpalais aus dem 18. Jahrhundert, dem Hôtel de Caumont. 2012 dann schenkte Yvon Lambert dem französischen Staat mehr als fünfhundert Kunstwerke, deren Wert zu dem Zeitpunkt auf hundert Millionen Euro geschätzt wurde: die größte Schenkung in Frankreich seit 1906, als der Louvre um eine stolze Anzahl von Monet, Manet,…