Einführung:
Kunstgeschichte des Feuers seit Lavoisier und Watt
Unsere Geschichte beginnt, als eine andere, langwierige, plötzlich zu ihrem Ende kam. Die Kunstgeschichte des Feuers trat forsch und nachhaltig in eine neue, ihre bedeutungsvollste Phase gerade zu dem Zeitpunkt, als die Wissenschaftsgeschichte des Feuers ihre letzten Züge tat. Ein eigentümlich komplementäres Verhältnis zwischen Wissenschaft und Kunst bildet daher unsere Eingangsthese. Was aus den Naturwissenschaften eleminiert wurde – »erklärt« worden war das Feuer ja nicht -, fand in der Kunst ein weitläufiges Gehege. Zum Verständnis solcher Sachverhalte müssen komplizierte Verschiebungen in der Ökonomie des Geistes, aber auch Wandlungen der sozialen und der inneren bildkünstlerischen Funktionen angenommen werden. Allzuleicht nähern Aussagen dazu sich dem magischen Bezugsdenken anstatt der wissenschaftlichen Argumentation. Sie müssen dennoch versucht werden, prägten sie doch so offensichtlich das Angesicht jenes Zeitraums, den wir die Moderne nennen.
Gravierender noch in den Auswirkungen als die wissenschaftlichen Errungenschaften am Ende des 18. Jahrhunderts war eine ingenieurstechnische Entwicklung: die Dampfmaschine. In ihr wurden die Feuerkräfte gezähmt, kanalisiert, mechanisiert und um ein Vielfaches potenziert; der Energiehaushalt der Welt war schlagartig aus seinem Gleichgewicht gebracht und ins schier Unbegrenzte geöffnet. Um in der Terminologie Lewis Mumfords zu sprechen, wurde rasch der Wandel von einer »eotechnischen« zu einer »paläotechnischen« Phase vollzogen; ein Kohle/Stahl-Komplex löste den alten Wasser/Holz-Komplex als energetische und grundstoffliche Basis der meisten technischen Erzeugnisse ab. Auch die Wirtschaftsorganisation begann, sich aus den Beschränkungen der organischen Natur zu lösen. Der Ingenieur übernahm die Weltgestaltung, orientierte sich am Kaufmann und am Wissenschaftler, dem Künstler überließ er die Interpretation.
Weder Kultur-…