Empörung und Selbstzensur
Zwei Gespräche zur Verschiebung von „Philip Guston Now“ mit Bernhart Schwenk, Kurator für Gegenwartskunst an der Pinakothek der Moderne, München und Maurin Dietrich, Leiterin des Münchner Kunstvereins von Heinz Schütz
„Wir verschieben die Ausstellung auf einen Zeitpunkt, an dem, wie wir glauben, die eindringliche Botschaft sozialer und rassischer Gerechtigkeit, die im Zentrum von Philip Gustons Werk steht, klarer interpretiert werden kann.“ Mit dieser Begründung und dem Verweis auf die Black–Lives-Matters-Proteste gaben die Organisatoren – die National Gallery of Art in Washington, das Museum of Fine Arts in Boston und Houston und die Londoner Tate Modern – im September die Verschiebung der großen Guston-Ausstellung um weitere vier Jahre bekannt – sie war fünf Jahre vorbereitet und pandemiebedingt schon um ein Jahr vertagt worden, der Katalog ist bereits erschienen.
Die Verschiebung stieß auf Unverständnis und heftige Kritik in den Medien, ein offener Protestbrief, der im Oktober an die 3.000 mal unterzeichnet wurde – darunter prominente Künstler und Künstlerinnen – zitiert Gustons Tochter Musa Mayer: „Mein Vater wagte es, die Schuld der Weißen aufzudecken, unsere gemeinsame Rolle, den rassistischen Terror zuzulassen, den er seit seiner Kindheit miterlebt hatte, als der (Ku Klux) Klan zu Tausenden offen durch die Straßen von Los Angeles marschierte.“ Und: „Diese Bilder treffen auf den Moment zu, in dem wir uns heute befinden. Die Gefahr liegt nicht darin, Philip Gustons Werk zu betrachten, sondern darin, wegzuschauen.“
Vorwürfe gegen die Museen stehen im Raum wie Selbstzensur, Bevormundung, Angst und Feigheit. Mike Solomon: „Wie ironisch, dass diese Arbitrageure des…