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Ausstellungen: München · von Michael Hauffen · S. 344 - 343
Ausstellungen: München , 2003

MICHAEL HAUFFEN
EndCommercial(r)

Haus der Kunst, München, 13.9. – 8.12.2002

Als Fallstudie (case study) bezeichnen Florian Böhm, Luca Pizzaroni und Wolfgang Scheppe (kurz: SBA), die Autoren dieser Sammlung von Fotografien ihr Projekt. Was da unter dem Label EndCommercial(r) in einer Reihe von Ausstellungen, als voluminöser Katalog und als Website zu entdecken ist, sprengt allerdings die bekannten Maßstäbe dokumentarischer Fotografie. Vor allem durch die radikale Abkehr vom auratisierenden Einzelbild wird hier eine Ebene der Verarbeitung visueller Information erreicht, die stark an soziologische oder anthropologische Studien erinnert, vom Einsatz ästhetischer Strategien aber letztlich die entscheidenden Impulse gewinnt.

Vielleicht folgen die Aufnahmen ja nur den Spuren, die bestimmte Dinge, wie Müllbehälter, Plastikplanen oder Schriftzeichen von sich aus legen, wenn sie in den Straßen New Yorks wie von selbst auf die Allgegenwart von symbolischen Unfällen, missbräuchlichen Aneignungen oder anderen Sprüngen im System urbaner Ordnung stoßen. Beispielsweise eignet sich eine häufig verbreitete Form von “siamesischen” Rohrstutzen bestens als öffentliches Sitzmöbel und wird als solches auch genutzt – jedenfalls solange, bis es durch martialische Stachelaufbauten dagegen geschützt wird. Ist diese inoffizielle In-Gebrauch-Nahme einmal in Bildern festhalten, verstärkt das wie von selbst die Aufmerksamkeit für verwandte Taktiken müder Stadtbewohner, sich Sitz-Gelegenheiten zu Nutze zu machen und zu sichern. So findet sich in einer öffentlichen Telefonzelle ein von der Telefongesellschaft sicher nicht vorgesehener Barhocker, und wurde sogar zum Schutz gegen Entwendung dort angekettet.

Flaneure, die auch außerhalb von Shopping-Malls und Geschäftsvierteln die Augen offen halten, werden viele der hier zusammengetragenen Details schon früher einmal bemerkt haben. Aber abgesehen davon, dass ein Großteil…


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