MICHAEL NUNGESSER
Entfernte Nähe
Neue Positionen iranischer Künstler
Haus der Kulturen der Welt, Berlin, 19.3. – 9.5.2004
Das ambitionierte Frühjahrsprojekt des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin widmet sich der iranischen Kultur. Unter dem Titel “Entfernte Nähe. Neue Positionen iranischer Künstler” werden Werke aus dem Land selbst und aus der Diaspora vorgestellt. Neben Filmen, Theateraufführungen, Performances und Musikveranstaltungen steht die von der iranisch-libanesischen, in London lebenden Kuratorin Rose Issa konzipierte Ausstellung im Zentrum. Sie vereinigt (zum Teil im Auftrag entstandene) Arbeiten von 19 Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlichen Alters (zwischen 65 bis 30), darunter schon international bekannte Namen wie Siah Armajani, Parastou Forouhar, Abbas Kiarostami und Shirin Neshat sowie das Kollektiv SHARZAD aus Zürich. Derzeitiger Lebensmittelpunkt ungefähr der Hälfte der Künstler ist Teheran, mehrere wohnen und arbeiten in Paris, die anderen in Berlin, Frankfurt, London, Minneapolis und New York – mit einer Ausnahme: der Fotograf Kaveh Golestan ist im letzten Jahr während der Irak-Invasion durch eine Landmine getötet worden.
Man begegnet der Kunst schon außerhalb des Hauses der Kulturen der Welt. Die Dichterin und Installationskünstlerin Farkhondeh Shahoudi hat die schmucklosen Betonsäulen der Eingangszone des Fünfziger-Jahre-Baues mit handgewebten Teppichen umwickelt: kaltes Material auf warmem. Sie spielt damit an den noch heute hier beliebten Einrichtungsgegenstand Perserteppich an, zugleich verarbeitet sie die traditionelle Garten- und Paradiesesvorstellung und transformiert sie in den Außenraum. Fast alle Künstler, gleich ob im Iran oder im Ausland ansässig, arbeiten jenseits herkömmlicher Techniken wie Malerei, Graphik und Bildhauerei mit verschiedenen modernen Medien wie Foto, Video, Objektkunst und Installationen sowie mit Versatzstücken der…