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Gespräche mit Künstlern · von Alexander Braun · S. 244 - 252
Gespräche mit Künstlern , 1996

BEAT STREULI:
»Es findet alles schon statt; man muß nur nach Mitteln suchen, die es einen sehen lassen«

EIN GESPRÄCH VON ALEXANDER BRAUN

Beat Streuli, 1957 in Altdorf in der Schweiz geboren, zählt international zu den erfolgreichsten Fotokünstlern der jüngeren Generation. Mit seinen großformatigen Schwarzweiß- und Farbfotografien, aufgenommen auf den Straßen westlicher Metropolen, hat er schnell eine eigenständige Position innerhalb der künstlerischen Fotografie definieren können. Seine Annäherung an einzelne Menschen im öffentlichen Raum mit Hilfe des Teleobjektivs verweist dabei sowohl auf die Rolle des Betrachtenden und seinen Blickwinkel, als auch auf die Stellung des Beobachteten, der sich in einem unbewußten Dialog selbst in Szene setzt. Streulis Bilder vermitteln intime Momente in der Begegnung mit Menschen. Indem das Flüchtige des Schnappschusses in ein studierbares Bild überführt wird, gerinnt der Moment zu einem Brennpunkt der Persönlichkeit. Streulis Passanten sind nicht hübsch oder häßlich, sondern sehen – wie es der Künstler nennt – “richtig” aus.

In seinen raumgreifenden Dia-Projektionen verleiht Streuli dem Momenthaften eine zeitliche Dimension. Ein Bewegungsablauf, der in der Realität nur wenige Sekunden andauert, wird in eine Reihe fotografischer Bruchstücke zerlegt, die in langsamen Überblendungen den Betrachter in einen Rhythmus versetzen, der ihn die Dehnung der Zeit als einen Mikrokosmos vernetzter Erfahrungen erleben läßt: Blicke schweifen nach links und rechts, nehmen Kontakt auf, brechen diesen ab, lassen ein Gesicht dialogbereit und im nächsten Moment introvertiert, ganz mit sich selbst beschäftigt, erscheinen. Beat Streuli, der in Düsseldorf und New York lebt, arbeitet an einer Revision unserer Wahrnehmung, der in zunehmendem Maße unterstellt wird, daß sie…


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