Doris von Drathen
Eun Nim Ro
Oldenburger Kunstverein, 10.1.-7.2.1988
Galerie Renate Kammer, 3.3.-16.4.1988
Bei all ihren Ausstellungen geht Eun Nim Ro vom Raum aus. Auch im Oldenburger Kunstverein verbindet sie Installationen und Bilder. In dem verglasten, atriumartigen Innenraum mit dem kleinen Tümpel und dem Papyrusbusch hat sie auf die Gartenplatten, die wie eine Brücke durch das Wasser führen, Spiegel gesetzt; hat damit – wie sie sagt – den “Himmel auf die Erde geholt”. Diese Umkehrung setzt sie fort; hängt Fische in den Papyrusbusch und hoch unter die Decke: “Wenn die Erde rund ist, wissen wir doch gar nicht so genau, ob nicht vielleicht das Meer und die Fische oben und der Himmel unten ist”.
Himmel und Meer, Vögel und Fische sind für Eun Nim Ro ein ewiger Kreis. In ihrer Vorstellung vom Kosmos kommen alle Lebewesen aus dem Meer und gehen ins Meer zurück. Ihre Tiere sind Wesen zwischen Vogel und Fisch, aus den amöbenförmigen “Ur-Geschöpfen” könnte ein Tier genauso wie ein Mensch entstehen. Die Koreanerin sieht keine Hierarchie unter den Lebewesen – der Mensch kann zeichnen, und er kennt die Zeit, das unterscheidet ihn.
In Eun Nim Ros Bildwelt spielt ihre Weltsicht, die vom Taoismus stärker beeinflußt ist als vom Buddhismus, eine prägende Rolle. Den häufigen Fragen nach asiatischer Geisteshaltung weicht sie gern aus mit einem Scherz und sagt, in ihrer Vorstellung seien alle Lebensformen für sie selbst – in der Vergangenheit und in der Zukunft – denkbar, deshalb eben habe sie auch in ihren Bildern diese Vielfältigkeit von wandelbaren Gestalten.
Eun Nim…