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Ausstellungen: Recklinghausen · von Peter Funken · S. 351 - 352
Ausstellungen: Recklinghausen , 1991

Peter Funken
Europäische Werkstatt Ruhrgebiet

Eine Ausstellung zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen 1991
Kunsthalle, Ikonen-Museum und Vestisches Museum,5.5. – 17.7.1991

Recklinghausen am nördlichen Rand des Ruhrgebiets – die Kunst läßt schon am Bahnhof grüßen: ZEIT MACHT FREI steht unter einem Schwarz-Weiß-Foto auf einer Plakatwand, die der Berliner Künstler Jozef Legrand im Gleisbereich aufstellen ließ. Das Foto zeigt den Ausschnitt eines Arbeitsplatzes in der Stahlindustrie. Die verschwommene Aufnahme verleiht dem alltäglichen Ort der Produktion eine befremdliche und – in Verbindung mit der Textzeile – fast schon unheimliche Atmosphäre. Die Plakatwand, die neben anderen Werbeflächen steht, scheint einen Vorstoß in den Bereich des Sinnlosen zu markieren. Beim Verlassen des Bahnhofs stößt man in der Unterführung auf ein weiteres Plakatfoto Legrands – diesmal in Farbe ausgeführt – mit dem Untertitel: WAS MACHT ARBEIT. Abgebildet ist der Blick auf die Wand eines möblierten Zimmers, die mit Werbe-Plastiktüten drapiert ist. In einer dritten Arbeit – wiederum einem Lichtbild – hat der Künstler die Losungen der Plakate so zusammengefaßt, daß die Schrift ein Hakenkreuz figuriert. Das Lichtbild der Swatika wird durch eine Diaprojektion auf die Fassade der Kunsthalle – eines umgebauten Hochbunkers des Zweiten Weltkrieges – geworfen. Dieses diaphane Bild kann auch vom fahrenden Zug, jedoch nur nachts gesehen werden. Jozef Legrands Installationen im Stadtraum verweisen auf Defizite im Umgang mit der NS-Geschichte. Der Künstler bietet keine Lösungen an, vielmehr visualisiert er Formen, Begriffe und Methoden der mißglückten “Schuldbefreiung”.

“Auch im Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg”, so Legrand, “ist der Versuch unternommen worden, sich durch Arbeit (Wirtschaftswunder) `frei` zu machen,…



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