Titel: Kunst und Humor · von Jürgen Raap
Titel: Kunst und Humor , 1993

Es gibt den Humor innerhalb eines Werkes und den Humor, den man selber beim Betrachten oder Lesen eines Werkes einbringt, und dies sind zwei sehr unterschiedliche Sichtweisen … Wenn man an Manzoni und seine “Künstlerscheiße” denkt: ist das nun sein Humor oder der Humor desjenigen, der die Dose mit Kot ernsthaft betrachtet, oder desjenigen, der sie mit Verachtung straft, oder aber gar der Humor desjenigen, der sie für teures Geld kauft?
Jürgen Raap
Explosion des Humors

Auszüge aus einem Gespräch mit André Balthazar

Als ich nach meinem Romanistik-Studium die Abschlußarbeit über den Humor bei Henri Michaux schrieb, beschäftigte ich mich anhand einer umfangreichen Literatur intensiv mit einer Definition des Humors, um aufzuzeigen, daß eben alle vorgeschlagenen Definitionen im Undefinierbaren münden. Die einzig halbwegs brauchbare ist die der Engländer, die den Begriff “humour” in einem fast medizinischen oder biologischen Sinn verstehen. Mir fiel auf, daß in unserer romanischen Tradition häufig Begriffe wie Humor, Esprit, Burleske, Komik und Spaß durcheinandergebracht wurden und daß eigentlich der Humor eher eine Selbstverteidigung ist als eine Aggression gegen den anderen, während der “esprit” viel grausamer ist. Voltaire greift seine Umgebung an, er verteidigt sich nicht. Swift oder auch Jean Paul schützen sich vor der Gewalttätigkeit ihrer Epoche, aber dazu gehört auch all das, was man bei der Lektüre mit hineinlegt.

Es gibt auch den Humor, der innerhalb der Werke existiert, das ist in einigen surrealistischen Werken offensichtlich, um zum Beispiel die Heilige Jungfrau … das ist Provokation … aber trägt nicht jede Provokation einen Anteil an Humor in sich?…



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