Peter Funken
Fang Lijun
Asian Fine Arts Berlin, Prüss & Ochs Gallery, 20.1. – 10.3.2001
Manches deutet daraufhin, dass die Zukunft des 21. Jahrhunderts der Volksrepublik China gehört. Mit der Olympiabewerbung für 2008, einer boomenden Wirtschaft (9 % Wirtschaftswachstum, 10 % Exportsteigerung) und besonders günstigen Prognosen für die Sonderwirtschaftszone Shenzhen und das sogenannten “Powerhouse” in der südlichen Guangdong Provinz macht das “Reich der Mitte” derzeit auf sich aufmerksam. Dennoch, das brutale Zusammenschießen von Studenten und Regimekritikern auf dem Pekinger Tiananmen-Platz im Jahr 1989 ist unvergessen! Die Volksrepublik ist nach wie vor ein autoritär regiertes Land, das Systemkritiker in Umerziehungslager schickt und demokratische Spielregeln missachtet. Nach 1989 verließen zahlreiche chinesische KünstlerInnen China, – andere, wie etwa Yang Shaobin, Yue Minyun, Liu Wei oder der 1963 geborene Maler Fang Lijun blieben und entwickelten eine eigene Stilrichtung, die treffend mit dem Begriff “zynischer Realismus” bezeichnet wurde. Ihre Kunst ist im Westen mittlerweile gefragt, innerhalb Chinas nehmen diese Maler Außenseiterpositionen ein und können ihre Arbeiten nicht zeigen.
Der Holzschnittkunst und Malerei des in Peking lebenden Fang Lijun widmet die in den “Sophienhöfen” ansässige “Asian Fine Arts Gallery” von Jaana Prüss und Alexander Ochs derzeit eine große Ausstellung, – die erste Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland überhaupt. Besonders auffallend sind dabei Lijuns extrem dimensionierte Holzschnitte und seine großformatigen Acrylbilder. Lijun, der zuerst eine Ausbildung zum Holzschneider und Drucker erhielt, zeigt in seiner Berliner Show zwei 4-Farbdrucke, die sich jeweils aus 6 Papierbahnen zusammensetzen. Das Format ist dermaßen raumgreifend (480 cm x 730 cm), dass die Galeristen die beiden…