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Monografie · von Renate Puvogel · S. 158 - 169
Monografie , 2004

RENATE PUVOGEL
FLORIAN SLOTAWA

Es ist nichts Ungewöhnliches, dass ausgerechnet aus einer Situation physischer oder psychischer Not heraus ein kreativer Schub zu einem Neuanfang erwächst. Florian Slotawa befand sich im Jahre 1995 in einem solchen Zustand existentieller Unsicherheit, aus welchem sich zunächst keine überzeugende Marschrichtung abzeichnete. Unzufrieden mit dem seitherigen Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, vollführte er einen radikalen Schnitt: Er erbat sich von seinem Lehrer Bogomir Ecker, während der Semesterferien ein Atelier in der HfBK nutzen zu dürfen, und transferierte sein gesamtes Hab und Gut dorthin. Zwangsläufig spielte sich sein Leben weitgehend in diesem beengten Raum ab; und er verwendete den zweimonatigen Ausnahmezustand, um seinen nicht gerade spektakulären Besitz fotografisch festzuhalten und zu katalogisieren: Eine zunächst eher mechanische Fremdaufgabe, die sich für ihn zunehmend als essentiell wichtig erweisen sollte. Sympathisch an diesem künstlerischen Start ist die Tatsache, dass Slotawa mit der Geschichte seiner ‘Notsituation’ nicht hinterm Berg hält sondern sich heute noch, und das bedeutet, im Stadium größeren Erfolges, zu ihr bekennt. Letztlich sind ja tatsächlich in dieser ersten radikalen Maßnahme, ohne dass er es ahnen konnte, bereits im Keim wesentliche Kriterien enthalten, die sein gesamtes künstlerisches Konzept ausmachen.

Dies betrifft zunächst sein Arbeitsmaterial. Es rekrutiert sich von Anfang an aus Vorhandenem, aus plastischen Gegenständen. Diese Vorgehensweise entlastet zum einen sein soziales Gewissen, indem er der ohnehin vollgestopften Welt nicht noch mehr unnötigen Ballast aufbürdet, zum anderen entging er seinerzeit der lästigen Studentenpflicht, sich traditionelle künstlerische Techniken aneignen zu müssen. Bis heute gibt es von ihm keine…


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