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Titel: Zeichen zur Zeit III · von Reinhard Ermen · S. 184 - 187
Titel: Zeichen zur Zeit III , 2010

Reinhard Ermen
Frank Gerritz

Präzision, vielleicht auch der Anspruch auf Unfehlbarkeit, das könnten die Stichworte des ersten Eindrucks sein. Zu sehen sind schwarze Flächen, die durch helle Linien und die sichtbare Anwesenheit des Trägers gegliedert werden. Die Geometrie ist essentiell, es gibt nur Horizontalen und Vertikalen in einer rektangulären Ordnung. Wer sich jetzt bereits abwendet, versäumt das Wesentliche! Die Anmutung einer allgegenwärtigen Genauigkeit bleibt zwar beim Nähertreten bestehen, aber die erste kühle Reserviertheit relativiert sich. Die Betrachter sind angehalten, sich vor den Bildobjekten zu bewegen, bei den großen Wandarbeiten, deren Format mittlerweile bis zu 160 x 900 cm (Lowdown im Bremer Museum Weserburg 2008) gehen kann, heißt es gar wandern! Nur so ist das Offensichtliche zu erkunden. Schwarz fängt im Licht an zu schimmern, und löst sich auf in zahllose Valeurs von Anthrazit; der Bau der dunklen Flächen und Streifen erweist sich als Ereignis zahlloser Striche mit dem weichen Bleistift (Faber Castell 9b), später (etwa ab 2000) auch mit Ölkreide (Paintstick) auf Aluminium. Erst in diesem (durchaus fortgeschrittenen) Stadium der Rezeption wird deutlich, dass Frank Gerritz zuallererst Zeichner ist, er denkt in linearen Einheiten, deren hypertrophes Wachstum eine Fundamentalgeometrie kontrolliert. Hinzu kommen eine stupende Arbeitsdisziplin und eine Konzentration auf Wesentliches. Donald Kusbit nennt Frank Gerritz deshalb in schöner Doppeldeutigkeit einen „letzte(n) Hardliner der Abstraktion“. Was aus der Entfernung so aussieht wie helle Linien, sind Bereiche, die so unberührt sind wie der Rest des Trägers, zum Beispiel ein weißes Blatt Papier. Bei den Arbeiten auf MDF dagegen gibt es keine freien Flächen…


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