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Titel:: Surreale Malerei · S. 144 - 163
Titel:: Surreale Malerei ,

Fünf neue Welten

Surreale Malerei

Was den gegenwärtigen Surrealismus ausmacht, sind die kompletten Weltentwürfe, die in ihrer individuellen Totalität ihre Schöpfer über viele Jahre begleiten. Hier werden fünf Künstler*innen vorgestellt, die sich ihrer erfundenen Welt verschrieben haben und sie langfristig, Werk für Werk, ausbauen.

Der aktuelle Zyklus des Surrealen zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist kein Rückgriff auf die Moderne, sondern inhaltlich und ästhetisch ein absolut zeitge-nössisches Phänomen.
– Larissa Kikol

Titus SCHADE
Adrian GHENIE
Katherine BRADFORD
Mirjam VÖLKER
Johan PAPACONSTANTINO

Titus Schade

* 1984 Leipzig, lebt und arbeitet dort

Mit der Bezeichnung „Heimat-Thriller“ trifft man die Welten des Neo Rauch Schülers am besten. Spießbürgerliche Wohnhäuser mit Fabrikschornsteinen, Industriebauten und menschenleere Nächte machen das Setting des Thrillers aus. Doch dann treten keine Bildfiguren auf. Die kleinen Feuerstellen bleiben unbewacht. Die Hauptdarsteller sind nicht die Einwohner dieser Orte, sondern die mutierten Gebäude selbst. Mal treten sie in einer Eisenhaut auf, spiegelglatt und kalt. Andere, Fachwerkhäuser, tragen Prothesen aus Betonbauten und Fabrikelementen. Einige Gebäude ließen ihre Haustüren verschwinden, andere sind zu Miniaturen in Setzkästen geschrumpft. Weitere Orte zeigen Kulissen, Bühnenbilder von alptraumhaften Städten, hinter denen das schwarze Nichts klafft. Andererseits tritt im Unheimlichen auch eine Schönheit hervor. Vertraute Lebensräume, mühevoll aufgeräumt, als hätte ein Autist sich in seinem Modell baukeller eingerichtet. Die Klarheit entspannt. Die Ruhe ist erlösend. Würde der Boden sich nicht plötzlich als schwebende Platte entpuppen. Würde der Mond sich nicht doppeln. Wäre die Eisenstadt nicht so extrem rutschig. Nichts kann einen mehr verstören, als die eigene Heimat. Darum suchen die besten Thriller das Unfassbare im Heimeligen, so wie Schades…

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