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Titel: Bild und Seele · S. 275 - 277
Titel: Bild und Seele , 1989

Gottfried Waser
Für weniger Grenzen und mehr Freiheit

ÜBER FELIX BRENNER

Das künstlerische Werk des Baslers Felix Brenner (*1955) ist zugleich seine Lebensgeschichte. Darin spielt das Neuroleptikum “Melleril” (Brenner schreibt “Meleril”), ein antipsychotisch und wenig antidepressiv wirkendes Psychopharmakon, eine wichtige Rolle. Der Verfasser des nachfolgenden Textes, Gottfried Waser, erklärte, daß er nicht Brenners Bilder und Installationen interpretieren möchte, d. h. seine “eigene Wäsche dazwischen hängen” wolle. “Wer will, mag schauen und sich freuen! Trotzallem ist es auch eine frohe und farbige Kunst. Sie erfrischt mich täglich.”

Felix Brenner diktiert mir am Telefon Verse, ich schreibe nieder: “Euer Urteil wird für mich nicht maßgebend sein. Nein, Richter, das sag’ ich Euch, wenn Ihr’s auch nicht versteht: Mein Richter ist der meine Freiheit wahrnehmende Geist! Doch ich fühle die Gewichte am Silberfaden über meinem Kopf. Ihr nennt’s Gerechtigkeit der Weisen.” Es sind die letzten Sätze aus einem eigenen Gedicht, welches er 1971 auf der Weihnachtsfeier im Basler Untersuchungsgefängnis Lohnhof vorgetragen hat. Unruhig sei es dabei geworden auf den hintersten Stühlen, wo die Staatsanwälte saßen. Felix hatte sich für einen “poetischen Gedichtvortrag” gemeldet.

Felix Brenner (geb. 1955), Gründer der Kunst- und Politik-Bewegung “Blauer Planet” (1987), mit Leib und Seele ein “Alter Stadtgärtner” (ASG, seit 1985 eine alternative Kulturbewegung in Basel, bis zum 21.6.1988 auf dem Areal der Alten Stadtgärtnerei), arbeitet in seinem Atelier an seiner zweiten Graphikmappe, mit dem Titel “Wann werd’ ich endlich frei?”. Er widmet sie – nach der 1985 entstandenen Mappe “Meleril, Liebeshuldiegun an die Psuchopfarmika”, für die er auf 32 Steinen und Kupferplatten…


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