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Magazin · S. 419 - 420
Magazin , 1989

Karlheinz Schmid
Gegen das Monumentale

Seit neun Jahren pflegen die Hanseaten den öffentlichen Raum mit einem Spezialprogramm Bildender Kunst. Inzwischen steht dafür pro Jahr eine Million Mark zur Verfügung. Meist handelt es sich um Projekte, die auf Architektur und Geschichte des jeweiligen Ortes behutsam reagieren, auch als autonome Arbeit überzeugen. Mitunter gibt es auch schwächere oder gar mißlungene Arbeiten, wie ein soeben im DuMont Buchverlag erschienener Band (“Kunst im öffentlichen Raum”, Herausgeber: Volker Plagemann, Redaktion: Babette Peters) beweist. Ob starke Skulpturen (Gerz, Rückriem, Schütte) oder schwache (Hrdlicka) – bislang läßt sich ein Hang zum Monumentalen registrieren.

Kurz vor den neunziger Jahren, so scheint es, macht die zeitgenössische Kunst nach einem überaus turbulenten Jahrzehnt einen neuen Sprung. Der aktuelle Zeitgeist, wie er sich auch in der Ausstellung “D & S” in Hamburg (siehe Interview im KUNSTFORUM, Band 103, S. 464) darstellt, mischt sich bisweilen ganz unauffällig in den Alltag der Waren- und Medienrealität. Künstlergruppen wie “Art in Ruins” oder “Group Material” liefern “Kunsttourimus-Rucksäcke” oder bedruckte Plastiktüten (Vorderseite: Modemetropolen, Rückseite: Waffenschieberplätze), die dank ihrer Anmutung derart nah am Großstadtdschungel angesiedelt sind, daß man ihre Hinterlist erst beim zweiten Blick erkennt.

Diese neue Strategie, oft lieber außerhalb der Kunsträume zum Einsatz gebracht, kennzeichnet das “Hamburg-Projekt 1989” der Hamburger Kulturbehörde. Rechtzeitig zur Eröffnung der Szeemann-Schau in den Deichtorhallen will Referatsleiter Karl Weber von rund 50 Künstlern den Stadtraum erobern lassen. Vom 10. November an sollen sie, konzentriert auf den ehemaligen Wallring-Bereich der Innenstadt, mit eher “subversiven Formen, Anmerkungen oder Kommentaren zur bestehenden Alltagsrealität” (Weber/Peters) für Irritationen sorgen.

Zu…


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