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Ausstellungen: Stuttgart · von Johannes Meinhardt · S. 286 - 288
Ausstellungen: Stuttgart , 2014

Johannes Meinhardt
Geste,

»Eine Sprache der Affekte, des Ausdrucks und des Selbstausdrucks«
Württembergischer Kunstverein Stuttgart, 24.5. – 3.8.2014

Dass die Fotografie und der frühe Film, der Stummfilm, historisch eine enge Verbindung mit Gesten besitzen, ist bekannt: durch das Stillstellen oder Einfrieren von Bewegungen, wie es der fotografische Apparat betreibt, werden diese zum einen sichtbar, zum anderen mit Bedeutung aufgeladen. Sie werden sichtbar, so dass ihre subjektive Bedeutungshaftigkeit spürbar wird, die Bedeutung, die der Erzeuger der Geste damit verbindet – die subjektive Pose des Fotografierten, der weiß, dass er fotografiert wird, und der deswegen zeigt, dass er zeigt; und sie werden bedeutsam für den Betrachter, für den das Foto ein aktiver Hinweis ist, dass ihm eine bestimmte Geste, eine bestimmte eingefrorene Bewegung, gezeigt wird. Roland Barthes hatte auch diesen zweiten Aspekt von Bedeutsamkeit des Fotos `Pose´ genannt; das Foto weist auf das hin, was es zeigt. In der Ausstellung untersucht die mehrteilige Fotoserie „Color Lab Club“ von Laura Bielau, 2007 bis heute, das Verhältnis von Fotografie als technischer Apparatur und von Körperposen der dem Blick der Kamera Ausgesetzten.

Mit dem Film, der, ab 1895, in seinen ersten fünfunddreißig Jahren Stummfilm war, wurde ein analoges Medium erfunden, das Bewegungen aufzeichnen konnte, aber keine Stimmen, keine Sprache. Deswegen bildete der Stummfilm eine eigene, expressive, stark überzeichnete Gebärdensprache der Affekte aus, die sich von der Gebärdensprache der Pantomime deutlich unterschied. Noch näher an stimmlose Gebärdensprachen reichten schon im frühen Film einerseits der Tanz, besonders der neue Moderne Tanz und der Ausdruckstanz, andererseits die großen Gebärden der Zirkus-…



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von Johannes Meinhardt

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