vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Düsseldorf · von Martin Seidel · S. 297 - 298
Ausstellungen: Düsseldorf , 2005

Martin Seidel
Guy Bourdin

Oberfläche und Symbol
NRW-Forum Kultur und Wirtschaft, Düsseldorf, 13.1. – 27.2.2005

Modefotografie wird ersatzweise zum wenigstens halbwegs legitimierten Tummelplatz der aus der Hochkunst weitgehend verbannten Schönheit. Hilfreich bei solchem Re-Import der Schönheit aus dem Reich der Werbung ist die eigentlich überwundene, zumindest nicht wirklich mehr berechtigte Einteilung der Künste in „high“ und „low“. Blöd bei solchen Konstrukten, die Schönheit wieder genießbar zu machen, ist natürlich nur, dass die Mode- und Werbefotografie selbst unterdessen andere Ideale hat als nur den hohlen Reiz gelackter Oberflächen. Die Jürgen Tellers, David Lachapelles, Nick Knights suchen immer auf ihre Art längst nach Brüchen und Rissen, die den Kontakt zum Leben, zur schnöden Wirklichkeit wieder herstellen. Das dem so ist, hat sicherlich auch etwas mit Guy Bourdin, dem Altmeister und einstigen Revolutionär der Modefotografie, zu tun.

Schon dessen erster Auftritt auf der Bühne der Modemedien glich einer Palastrevolution. Um für einen Hut von Claude Saint-Cyr zu werben, setzte im Jahre 1955 der damals Zweiundzwanzigjährige den Leserinnen der französischen „Vogue“ eine Reihe von abgeschlagenen Kalbsköpfen mit schlaff herabbaumelnden Zungen vor. Seitdem provozierte der 1991 verstorbene Grenzgänger mit seinen Fotos regelmäßig kleine und große Skandale und errang dabei den Ruf, ein Großer seines Fachs und darüber hinaus ein Großer der Kunst zu sein.

Guy Bourdin, der jeden Rummel um seine Person ablehnte, lieber für sich blieb, Ausstellungen vermied und Kunstpreise zurückwies, arbeitete neben und gegen Helmut Newton für „Vogue France“, „Vogue Hommes“, „Marie Claire“ und „20 Ans“, machte 22 Jahre lang Werbekampagnen für die Schuhe von Charles Jourdan…



Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei