Thomas W. Kuhn
Henry Wessel – Photographs
Erkundungen des urbanen Raumes
Galerie Thomas Zander, 28.6. – 06.9.2008
Als eine Art von Psychologie mit anderen Mitteln charakterisierte Kenneth Baker im San Francisco Chronicle vom 27. Januar 2007 die Fotografien von Henry Wessel (*1942 in Teaneck), einer Fotografie – die nach Baker – auf den ersten Blick fast unscheinbar ist, erst mit der Zeit ihre Wirkung entfaltet. Der Fotograf, der 1966 tatsächlich seinen B.A. in Psychologie an der Pennsylvania State University erwarb, sprach selbst sogar vom Fehlen eines Stils und einer konsequenten durchgängigen Konzeption, die sein Oeuvre zusammenschließt. Diese Hinweise auf Form und Wirkung erklären gut, warum Wessel bis heute weniger aufmerksam rezipiert wurde, als manche seiner Kollegen mit unmittelbarer Bildwirkung und Wiedererkennbarkeit. Dem deutschen, respektive europäischen Publikum brachte die Retrospektive in der Photographischen Sammlung / SK Stiftung Kultur in Köln Anfang 2007 erstmals umfassender das Werk des US-Amerikaners nahe. Seit der von William Jenkins im George Eastman House in Rochester 1975 kuratierten Ausstellung “New Topographics: Photographs of a Man-Altered Landscape” wird er einer Gruppe von Fotografen zugerechnet, die immerhin auch Bernd und Hilla Becher mit einschließt.
Wessel kam eher zufällig zur Fotografie: der Bruder seiner damaligen Freundin lieh ihm in der zweiten Hälfte der Sechsziger Jahre seine bei einem Besuch in West-Deutschland erworbene Leica und Wessel zeigte sich nach den ersten Aufnahmen fasziniert von der neuen Sicht auf die Wirklichkeit, durch ihre Transformation in einen fotografischen Abzug. 1969 reiste er schließlich von der Ost- zur Westküste der USA und entdeckte in Los Angeles mit…