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Ausstellungen: Köln · S. 293 - 293
Ausstellungen: Köln , 1986

Sabine Schütz
Heribert C. Ottersbach

Galerie Mautsch, Köln 24. 4.-10. 6. 1986

Gleich beim Betreten der Galerie nimmt ein flammendrotes, gut sechs Quadratmeter großes Bild den Blick des Betrachters unweigerlich gefangen. Rätselhaftes spielt sich auf der fast monochromen, aus zwei Teilen zusammengesetzten Leinwand ab: Drei unheilvolle Köpfe, in deren maskenhaft verzerrten Gesichtern das Rot des Bildgrundes widerscheint, beherrschen den rechten Teil der Bildfläche. Ihre Münder sind weit aufgerissen, die Augen verquollen. Körperlose Hände greifen nach den Köpfen, eine Geste, die Bestürzung ausdrückt; und tatsächlich scheinen diese Köpfe zu stürzen. Haltlos, wie taumelnd, fallen sie durch das Bild, Opfer ihrer eigenen Schwerkraft. Links unten, wo die beiden Leinwände zusammenstoßen, züngelt eine schwarze, spitz zulaufende Form empor wie eine Brandspur. Während am oberen und am linken Rand zwei dunkelrote, gemalte Balken dem Bild Halt und Begrenzung geben, wird der Kopfsturz in die Ungewisse Tiefe von keiner optischen Hürde aufgehalten. »Purgatorium« – »Fegefeuer« – heißt dieses Bild – aber die fromme Hoffnung auf Läuterung, auf Tilgung der Schuld, die der Titel impliziert, scheint sich für diese verzweifelten Seelen nicht zu erfüllen. »Purgatorium« ist eins von sieben neuen Bildern des Kölner Malers Heribert C. Ottersbach, der anläßlich der »Premieren« zum dritten Mal bei Janine Mautsch ausstellt. Die Arbeit gehört zu einer lockeren, noch nicht abgeschlossenen Werkgruppe, die sich mit der deutschen Geschichte, dem »deutschen Trauerspiel«, auseinandersetzt. Und erst in diesem Zusammenhang auch entschlüsselt sich die politisch-historische Aussage des Bildes.

Noch schonungsloser, weil eindeutiger, ist der Beitrag, den sein »Phenol-Porträt« zum Thema »Vergangenheitsbewältigung« liefert. Dem brennenden Rot des…


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