Susanne Boecker
Hiroshi Sugimoto
Galerie Ulrich Fiedler, Köln, 6.3. – 17.4.1999
Mies van der Rohes Deutscher Pavillon in Barcelona, Le Corbusiers Villa Savoye in Poissy oder Frank Lloyd Wrights Guggenheim Museum in New York der japanische Fotograf Hiroshi Sugimoto (geb. 1948) versammelt in seiner Serie “Modernism” nur Ikonen der Architektur des 20. Jahrhunderts. Allesamt bekannte Gebäude und abgebildet in jeder einschlägigen Publikation über moderne Architektur scheinen diese lich keiner weiteren fotografischen Dokumentation zu bedürfen. Und um als Formfolie für geschmäcklerische Fotoexperimente herzuhalten, sind sie eigentlich zu schade. Sugimoto hat mit beidem nichts im Sinn. Jenseits von Dokumentation und sogenannter “künstlerischer” Fotografie, jenseits der sachgebundenen und vermeintlich freien Lichtbildnerei versucht der in New York und Tokyo lebende Künstler die Wirkungsweisen der Erscheinungsformen von Architektur mit fotografischen Mitteln auszuloten. Konzipiert als eine offene und auf mehrere Jahre ausgerichtete Arbeit war sein 1997 begonnenes Projekt “Modernism” jetzt nach Ausstellungen in Japan und den USA erstmals in Europa zu sehen.
Bereits in seiner Serie “Seascapes” und in gewisser Hinsicht auch den Kinoleinwänden befaßte sich Sugimoto mit der fotografischen Deutung klischeehafter bzw. zum Klischee erstarrter Sujets. Mit Emotionen und vagen Wunschvorstellungen befrachtet, werden der Horizont zwischen Himmel und Meer oder eine Kinoleinwand zumeist als reine Projektionsflächen genommen, selten als unabhängige formale Strukturen. In seinen mit langen Belichtungszeiten aufgenommenen Fotografien gelingt es Sugimoto, diese Lücke zwischen Imagination bez. kultureller Übereinkunft und realer Erscheinung zu kitten. Seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen konzentrieren sich auf das, was da ist, bieten jedoch weniger die scharfe Detailtreue, als vielmehr eine durch die lange Belichtungszeit intensiv gebündelt…