Heinz-Norbert Jocks
Ilya & Emilia Kabakov
»Monumenta 2014: L’Etrange Cité«
Grand Palais, Paris, 10.5. – 22.6.2014
Womöglich ist die von dem Künstlerpaar Ilya und Emilia Kabakov im Grand Palais in Paris unter der gigantischen gläsernen Kuppel großartig realisierte Monumenta diejenige, die man am wenigsten für möglich und für wahrscheinlich gehalten hat. Zum einen, weil wir es hier mit einer außergewöhnlichen Arbeit zu tun haben, vielleicht der bedeutendsten, einem reifen Alterswerk dieser beiden, aus der Ukraine Stammenden, die wider aller Erwartung etwas Utopisches, Metaphysisches und Spirituelles aufscheinen lässt. Und man spürt angesichts der ungeheuren Präzision, mit der das Künstlerpaar hier die große, so schwer bespielbare Halle genutzt und die spezielle Architektur so subtil miteinbezogen hat, dass zuvor alles genau bedacht und bis ins Detail hinein, beispielsweise bis hin zum Einfall und zur Wirkung des von oben eindringenden Tageslichtes konzipiert worden ist.
War die von Christian Boltanski inszenierte Monumenta mehr bodenbezogen und fiel bei ihm der Blick nach unten und damit in die Finsternis menschlicher Existenz, dabei die Frage der Fabrik des Todes und der Tötung umkreisend, hat der Besucher diesmal von vornherein das Gefühl, den Blick von unten nach oben zu erheben, als stünde hier die Erde in direkter Verbindung mit dem Himmel. Ja, beides korrespondiert so miteinander, dass dies von uns Besuchern auch körperlich erfahren wird. Ganz wesentlich der Wechsel der Atmosphäre, in die wir hineingezogen werden und aus der heraus wir dieses sich unter freiem Himmel platzierte, wenn auch räumlich begrenzte und dennoch wie ein Irrgarten wirksame…