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Monografie · von Johannes Meinhardt · S. 269 - 303
Monografie , 1987

Johannes Meinhardt
Imi Knoebel

Topische Evidenz

Kasimir Malewitsch (der einzige Künstler, auf den Imi Knoebel sich deutlich und explizit bezieht) hat in der Phase seiner supromatistischen Malerei, 1913-1919, die Frage nach dem ontologischen Status des Kunstwerks (und der Kunst überhaupt) in einer historisch ganz neuartigen Weise aufgeworfen; dadurch nämlich, daß er sowohl das Verständnis von Kunst als Schein gegenüber der Wirklichkeit, oder von Kunst als Erscheinung im Verhältnis zum Wesen, wie auch das Verständnis von Kunst als Ausdruck, als Äußerung einer Subjektivität, eines Willens oder eines wahreren Lebens aufgab und versuchte, seine Malerei von all diesen Zusammenhängen zu reinigen (den Zusammenhängen mit einer inneren oder äußeren Wirklichkeit, einer subjektiven Wahrheit, oder einer übersubjektiven, energetischen und verborgenen Wahrheit). Er versuchte, Kunstwerke als Gegenstände eigener, autonomer Ordnung zu verstehen, welche demzufolge nicht im Rahmen der Ordnung der Sinneswirklichkeit geortet werden können; die nichts mit Ästhetik zu tun haben, sondern eine Art und Weise von eigener Wirklichkeit schaffen, welche ohne Abhängigkeit von der (oder auch nur Bezug zur) Welt der Körper, der Formen und der Farben, wie sie sich dem Blick und der Reflexion bieten, ist. »Man muß den Formen Leben und das Recht auf eine individuelle Existenz verleihen«1, eine Existenz, die einen von jeder sonstigen Wirklichkeit freien Bereich, eine selbstverfaßte Ordnung, bewohnt. So daß Kunst »die Fähigkeit ist, eine Konstruktion zu schaffen, die nicht aus den Beziehungen zwischen den Formen und Farben (wie sie schon existieren / JM) hervorgeht, die also nicht auf einem ästhetischen Geschmack beruht, der für die Armut der Komposition einsteht«2….


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von Johannes Meinhardt

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