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Ausstellungen: Basel · von Dominique von Burg · S. 302 - 304
Ausstellungen: Basel ,

Basel
Impasse Ronsin

Mord, Liebe und Kunst im Herzen von Paris
Museum Tinguely 16.12.2020–09.05.2021

von Dominique von Burg

Anfangs Juni 1908 wurden im einzigen repräsentativen Bau der legendären, doch ärmlichen Künstlersiedung Impasse Ronsin der französische Maler Adolphe Steinheil und seine Schwiegermutter erdrosselt aufgefunden. Im Nebenzimmer lag gefesselt Steinheils Gattin Marguerite, die dringend des Doppelmordes verdächtigt wurde. Dass sie nach einem spektakulären Prozess, in dem sie auf zahlreiche politische Geheimnisse anspielte, freigesprochen wurde, befeuerte Verschwörungstheorien und war umso brisanter, als sie zehn Jahre zuvor die berühmtberüchtigte Mätresse des französischen Präsidenten Félix Faure war und vermutlich an seinem Tod schuldig war. Denn dieser starb 1899 im Impasse Ronsin in ihren Armen an einem Schlaganfall, welcher angeblich durch ein zu starkes Aphrodisiakum verursacht war. Jedenfalls sind die sich um die Sackgasse im Montparnasse-Quartier rankenden Anekdoten ebenso kunterbunt und reichhaltig wie die Arbeiten der Kunstschaffenden.

Dieser Ort zeichnet sich durch Poesie und ungewöhnliche Diversität von Kunstschaffenden und deren äußerst individuelle Lebensweise als wildes Soziotop aus. Rund einhundert Jahre war sie ein Magnet der künstlerischen Bohème. Um 1864 begannen die Holzschuppen der Künstler aus dem Boden zu schießen; eine Entwicklung, die sich durch die drei Weltausstellungen von 1878, 1889 und 1900 beschleunigte. Dank dem Bildhauer Alfred Boucher wurde die Impasse um 1900 zu einer halboffiziellen Künstlerkolonie, welche bis zu 35 Kunstschaffenden zeitgleich Platz bot. 1971 musste sie nach vorhergehenden Enteignungen, Räumungen und Abrissen der Vergrößerung des anliegenden Hôpital Necker weichen. Als Letzter wurde der Bildhauer Andre Almo Del Debbio gezwungen, sein Atelier zu verlassen.

Nun erzählt das Basler Museum Tinguely…

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von Dominique von Burg

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