Amine Haase
In der Höhe des gestirnten Himmels
Odilon Redon und Maurice Denis – Zwei Maler aus Frankreich zeigen die Aktualität des 19. Jahrhunderts
Odilon Redon – Schirn Kunsthalle, Frankfurt, 27. 1. – 29.4.2007, Maurice Denis – Musée d’Orsay, Paris, Musée départemental Saint-Germain-en-Laye, 31.10.2006 – 21.1.2007, Musée des Beaux Arts de Montreal 22.2. – 20.5.2007
Ein Nichts, ein Schaum, keusch ein Gedicht,
dies Glas, ein Augenblick, ein scheuer;
Sirenen stürzen ungeheuer
Sich so ins Meer, das schäumend bricht.
Stéphane Mallarmé
Je weiter wir uns vom 19. Jahrhundert zeitlich entfernen, desto näher scheint es uns mental zu rücken. Erinnerungen an die Veränderungen der Gesellschaft beim Übergang zur Industrialisierung werden heraufbeschworen beim Übertreten der Schwelle zur Total-Digitalisierung. Die Vorzüge der Großfamilie sind Argumente in den Diskussionen um drohende demographische Probleme. Und auch die Künste scheinen lieber zurück als nach vorn zu schauen. Nun gilt es nicht, rückwärtsgewandte Aktualisierungsversuche der Politik zu beklagen, und auch nicht, ein fragwürdiges Hochschaukeln einzelner Kunst-Positionen, die als Neo- statt Retro-Formen angepriesen werden. Vielmehr könnte man die Modernität des allzu schnell abgetanen 19. Jahrhundert hervorheben. Was die Kunst betrifft, bieten Ausstellungen mit Werken von Odilon Redon und von Maurice Denis dazu gute Möglichkeiten. Redon, 1840 in Bordeaux geboren und 1916 in Paris gestorben, gilt als Einzelgänger und Schöpfer von Traumwelten. Denis, 1870 in Granville/ Manche geboren und 1943 in Paris gestorben, war Mitbegründer einer Gruppe, die sich nach dem hebräischen Wort für Propheten “Nabis” nannte; er verschmolz Privates mit Religiösem zu einer sehr persönlich gefärbten mystischen Malerei. Die Nabis verehrten den älteren Redon….