Heinz-Norbert Jocks
In-finitum
Palazzo Fortuny, Venedig, 6.6. – 15.11.2009
Venedig im Juni. Beim unruhigen Anflug der dabei kräftig scheppernden Maschine unter uns die architektonisch dicht bebaute Insel, die nur ganz knapp, aber majestätisch über den Meeresspiegel ragt. Es fehlt nicht viel, und alles droht zu verschwinden. Bleiben würde alleine das Wasser, das diese Lagunenstadt bis jetzt sowohl umsäumt als auch trägt. Obwohl voraussehbar ist, dass sie eines Tages untergehen wird, wirkt sie „wie eine ruhige Wesenheit, die reglos in ihrer künstlichen Ewigkeit verharrt. Dabei tauchen „die Palazzi in das Wasser ein wie die ewigen Wahrheiten, die dem Tod entgegenfliehen.“ In dieser wundersamen Fragilität aus Stein „kann man die Zeit sehen. Man sieht nicht nur das langsame Einsickern, sondern auch ihre Saugnäpfe, ihr Lutschen, ihr Saugen am Backstein, an den bemoosten Stufen ebenso wie an den Holzpfählen.“ Ja, „im Wasser altert Venedig zusehends, es ertrinkt.“ So formulierte es in „König Abermale oder Der letzte Tourist“ der von dem Maler Tintoretto so begeisterte Jean-Paul Sartre. Noch kurz vor seinem Tod, da er schwer erkrankt sich noch einmal dazu aufraffen konnte, verbrachte er einige Tage in der von ihm so heißgeliebten Stadt.
Wie nirgendwo sonst auf der Welt stoßen wir hier sowohl auf schöne Sinnbilder des Ewigen als auch auf die unhintergehbare Faktizität der Zeit. Die Stadt, die so brilliert, als hätte sie ihr Ende seit langem und für immer hinter sich gelassen, erscheint wie geschaffen für eine Ausstellung über das Unendliche in Raum und Zeit, wie sie der Antwerpener Sammler, Kunst- und…