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Titel: Zukunftsressource Archiv - Kunst als Medium von Erinnerung und Imagination - 3 — Künstlerische Positionen · von Maria Anna Tappeiner · S. 88 - 139
Titel: Zukunftsressource Archiv - Kunst als Medium von Erinnerung und Imagination - 3 — Künstlerische Positionen ,
Titel: Zukunftsressource Archiv - Kunst als Medium von Erinnerung und Imagination - 3 — Künstlerische Positionen

Infrastrukturen des Wissens und alternative Mythologien

15 künstlerische Positionen
von Maria Anna Tappeiner und Ellen Wagner

Das Archiv wird in der Kunst oft als Sammelbegriff für unterschiedlichste Erinnerungs- und Speicherpraktiken verwendet, während Archivtheoretiker*innen ganz spezifische Aspekte des Archivs als Konzept oder Institution nennen: etwa die Spannungen zwischen Leerstelle und Überfluss, Produktion und Transfer, Transformation und Verwertung von Wissen oder Wirklichkeit. Anders als Bibliotheken sind Archive nicht per se öffentlich zugänglich gedacht. Das im Extrem als grenzziehende Autorität – zwischen dem, was uns persönlich „angeht“, und dem, was offiziell als „geteilte“ Wirklichkeit festgehalten wird – gedachte Archiv, ob analog oder digital, hat seine Prinzipien. Diese jedoch fransen per definitionem aus, und das macht sie künstlerisch so interessant.

Hal Foster assoziiert die „archival art“ der 1990er und 2000er Jahre mit einem „wish to relate“ gegen eine Fragmentästhetik, wie sie etwa bei Craig Owens geschildert und bisweilen als eklektizistische Anhäufung unzusammenhängender Zitate an der künstlerischen Postmoderne kritisiert wird. Der Entropie verlässlicher Bedeutungen entgegenwirkend, bringen Künstler*innen eigene Ordnungsweisen hervor – im akribischen Sammeln von scheinbar Nebensächlichem, in „Privatmythologien“ oder Reflexionen des „Betriebssystems Kunst“.

Heute stehen wir vor einer Situation, in der alles bereits mehrfach fragmentiert und neu verbunden oder: verlinkt wurde. Im Nebeneinander von „Singularitäten“ und „Dividualitäten“ liegt die Herausforderung darin, kulturelle und soziale Unvergleichbarkeiten ernstzunehmen, zugleich aber die Verständigung über die unterschiedlichen Distanzen zu suchen, die wir zu bestimmten Erzählungen haben, die sich medial verbreiten und als „Geschichte“ etablieren.

Neue Formate strukturieren Zugänge zur Wirklichkeit, geskriptetes Reality-TV, Serien, Live-Streams, Memes und Hashtags legen eigene Formen der Verknüpfung von…

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