Marlis Grüterich
InK – Ein neues Institut für Gegenwartskunst in der Schweiz
Eine Meldung aus Zürich: “InK ist die Halle für internationale neue Kunst.” “Kunst, die heute entsteht.” Mit diesen Versprechungen und einer attraktiven Liste von Namen der europäischen und amerikanischen Künstlergeneration der 60er und 70er Jahre lockte ein Wirtschaftsunternehmen am 15. Juni ein großes Publikum nach Zürich. Die Kunstwelt begab sich zwei Tage nach der Eröffnung der Basler Kunstmesse für moderne Kunst in die Nachbarstadt, dazu Vertreter der Schweizer Regierung.
Was ist dieses ,,InK”, das soviel Leute in Bewegung setzt? Die Umformung der englischen Abkürzung ,,Inc.” für “Incorporated” hat tatsächlich eine Handelsgesellschaft im Hintergrund. In den 20er Jahren gründete Gottlieb Duttweiler den Migros-Genossenschaftsbund, zunächst als eine Vereinigung von Lebensmittelgeschäften, die durch gemeinsamen Einkauf die Kosten und den Gewinn des Einzelhandels herunterdrückte, was dem “Volk” und der Genossenschaft zugute kommen sollte. Aus kalvinistisch-kapitalistischer Tradition entstand die soziale Idee, auf der Grundlage wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, materielle und kulturelle Verbesserungen unterschiedslos für alle Berufsstände zu erreichen. Das ist in den Satzungen der Migros festgehalten. Die Organisation der Wirtschaft nach geistigen Bedürfnissen hielt der um 1920 in der Schweiz wirkende Anthroposoph Rudolf Steiner für menschliches Überleben für unumgehbar. Duttweiler faßte seine Lehre (die Joseph Beuys von heutigen Verhältnissen ausgehend künstlerisch erweitert) für den Stand seiner Zeit realistisch auf.
Die Migros-Statuten machen zur Bedingung, daß die Großhandel-Kopforganisation jährlich l Prozent vom Gesamtumsatz für wirtschaftspolitische, soziale und kulturelle Zwecke aufwendet und die Filialen einen halben Prozent dafür abführen. Im vergangenen Jahr betrug dieser Umsatzanteil 55,3 Millionen Schweizer Franken. Davon…