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Ausstellungen: Hannover · S. 272 - 272
Ausstellungen: Hannover , 1988

Karlheinz Schmid
Jakob Mattner

Kestner-Gesellschaft, 4.3. -17.4.1988

“In Mattners Werk gelingt die Konstruktion der Ekstase”, kommentiert Carl Haenlein, Direktor der Kestner-Gesellschaft, “Mathematik und Metamorphose sind eine exquisite Allianz eingegangen”. In der Tat zehrt das Werk des in Berlin und Frankfurt lebenden Künstlers Jakob Mattner von einer schier grenzenlosen Offenheit gegenüber unterschiedlichsten Elementen: Tag und Nach oder Illusion und Realität sind Paarungen, die den Betrachter in ein Spannungsfeld didaktischer Art versetzen. Zwischen diesen Polen, in der Skulptur zweifelsfrei radikaler als auf den Zeichnungen herausgearbeitet, entwickelt sich ein subtiles, nuancenreiches Geflecht bildnerischer und existentieller Phänomene. Mal konstruktiv, technisch orientiert, darunter die “Camera”-Arbeiten; mal hocherotisch, beinahe süßlich, jedenfalls poetisch anmutend, etwa die Flaschen-Trichter-Herz-Variationen aus dem Jahr 1984.

Die Mattner-Ausstellung in der Kestner-Gesellschaft wurde diesem riskanten Ansatz gerecht. In der vortrefflich inszenierten Schau mit Arbeiten aus zehn Jahren prallten Skulptur und Papierarbeiten zwar hart aufeinander. Doch diese “ästhetische Disparatheit” (Haenlein) entfaltete rasch ihren unverwechselbaren Reiz, quasi das “Zwielicht”, um Mattners Diktion zu benutzen. Dazu gehört die Annäherung, die Bereitschaft zu einer androgynischen Haltung. So transformieren auf etlichen Blättern die gestischen Spuren, sie mutieren, drängen zum geometrischen Formenvokabular. Andererseits taut ein scheinbar erstarrter Konstruktivismus kurzerhand auf, verliert seine präzisen Konturen zugunsten einer sanften, weich klingenden “Percussion”, wie Jakob Mattner einige seiner Licht reflektierenden Spiegel- und Glasinstallationen nennt.

Der Hinweis auf die Musik macht Sinn. Mattner, einer der niemals trendwendigen Einzelgänger, arbeitet wie ein Komponist, der obendrein seine eigenen rhythmischen Stücke spielt. Kein Wunder, daß seine Ellipsen aus Spiegelglas, jene Mangelformen, oftmals wie die Becken eines Schlagzeugers aufgebahrt sind, um…


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