vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Berlin · von Jens Asthoff · S. 261 - 262
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
Jannis Marwitz

The Raid
Galerie Barbara Weiss 30.04.– 12.06.2021

von Jens Asthoff

Mit nur acht teils kleinformatigen Gemälden entfaltet Jannis Marwitz (*1985) in seiner ersten Einzelschau in der Galerie Barbara Weiss ein imaginäres Mythenpanorama. In der Umsetzung ist das von faszinierender Dichte, technisch altmeisterlich und motivisch so anspielungsreich wie offen. Seinem bisherigen Werk, etwa Gemälden nach römischen Sarkophag-Reliefs oder antikisierende Sujets aus der griechischen Götterwelt, ist die neue Werkgruppe eher entfernt verwandt. An den Grabreliefs habe ihn das „extreme Sampling“, das „fast Protofilmische“ interessiert, sagt Marwitz, die „Verdrängung von Hintergrund“ und der sich darin ausdrückende „Horror vacui“. In den neuen Gemälden tritt das nahezu komplett zurück. Hier herrscht milde Fantastik und eine bisweilen ins Comichafte tendierende Groteske. Auf sehr eigenwillige Weise verwebt Marwitz Elemente christlicher Bildtradition mit bühnenhaften Renaissance-Landschaften und boschartigen Fabelwesen, auch das Genre Märchenillustration klingt an. Er verbindet das zu einem Raum von zugespitzter Poesie – was sich als Spielart eines Manierismus deuten ließe, wie ihn Gustav René Hocke in Die Welt als Labyrinth (1957) als überzeitliches Phänomen jenseits einzelner Kunstströmungen interpretiert hat.

Bisher war Marwitz’ antikes Personal typischerweise frei von jederart Einbindung in Narration, es überwog der sepulkrale Rapport. Dies bringt er jetzt in Fluss, öffnet die Bilder stärker fürs Erzählen. Nicht als entzifferbarer Plot, aber doch anhand ausgeprägter Protagonisten, die in mythischen Settings agieren. Auch untereinander scheinen seine Bilder durch labyrinthische Narrative verknüpft: Außer wiederholt auftauchenden Elementen – körperhaft kompakte Wolken, buchstabenförmige Bauten oder seltsam porträthafte Aufsteller – sind es vor allem die Figuren selbst, die da in verschiedenen…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei