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Ausstellungen: Münster · von Claudia Posca · S. 313 - 314
Ausstellungen: Münster , 2009

Claudia Posca
Jon Pylypchuk

»No glamour but beasts«
Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster, 7.2. – 3.5.2009

Vorhang auf für ein Schauspiel, das das Leben schrieb und das der kanadische Newcomer Jon(athan) Pylypchuk als seine erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland choreographiert hat. Mit Biestern und Kreaturen, deren Evolution Wurm und Schlange, Tigerente, Hirsch und kleine King Kongs hervorbringt, afrikanische Fetisch-Kultur streift und ganz sicher auch auf den Schultern einer europäischen Kunstgeschichte vom Mensch/Tier-orientierten Expressionismus über die Art brut und den Surrealismus bis hin zu Arte povera, installativer Kontext-Kunst und solchen Zeitgenossen wie Mike Kelley oder Paul McCarthy steht.

Für die Münsteraner Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst (AZKM) hat der mit besten Karrierechancen ausgestattete Jon Pylypchuk – immerhin schon fest vertreten von Londons Renommee-Galerie Saatchi (in Deutschland von der Düsseldorfer Galerie Sies + Höke) und von AZKM-Leiterin Gail Kirkpatrick als „längst auf der Watchlist des Kunstbetriebs“ verortet – eine raumgreifende Total-Installation mit Bezug auf den Ort und unter Einbezug auch älterer Skulpturen, Collagen und Bilder inszeniert. Darin strotzen gesellschaftliche Szenarien vom Kriegsschauplatz bis zum Sprachduell vor Gift und Geifer, vor Ironie und Melancholie, sind oft in Comic- und Fairy-Tale-Texturen verstrickt und bewirken trotz Schauder im Nacken wohlwollende Empathie.

Niedlich, trashig oder krass? Wenn die Zeitschrift „Spiegel“ zur Kölner Balthus-Ausstellung vor zwei Jahren „Katz und Graus“ titelte, könnte das nicht treffender auch Pylypchuks wilden Kuschel-Kosmos charakterisieren. In diesem, alltäglichem Wahn gar nicht so fernen Universum ganz eigener (Mach-)Art kotzt sich die Kreatur die Seele aus dem Leib – „Hopefully, I will live through this with a little bit of dignity“…



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