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Ausstellungen: Klagenfurt · von Vitus H. Weh · S. 404 - 404
Ausstellungen: Klagenfurt , 2000

Vitus H. Weh
Joseph Marsteurer

Bau Holding Kunstforum, Klagenfurt, 11.11. – 10.12.1999

Nein, ein neues Revival der Malerei ist erst mal nicht in Sicht. Sprechen könnte man höchstens von einem sich langsam wieder berappelnden Genre. Mittlerweile gilt das Ausstellen von Leinwänden nicht mehr als indiskutabel, und Malpraxis ist nicht mehr nur als zynisches Flagellantentum oder im Gestus romanischer Ironie zu betreiben – das ist alles. Vom Status eines wiederbelebten Leitmedium hingegen ist die Malerei weit entfernt. Aber wer wollte mehr? Der Malerei tut die Unauffälligkeit ganz gut. Die Geißelspuren auf den Leinwänden können ornamentaler werden, die Trotz-alledem-Maler ihre theoretischen Volten reduzieren, und im Möglichkeitsfeld lässt sich dadurch wieder mehr entdecken.

Im etwas abseits vom großen Ausstellungszirkus gelegenen Klagenfurter Kunstforum der Bau Holding (Österreichs größte Baufirma) zum Beispiel die Arbeiten von Joseph Marsteurer. Marsteurer, 1963 in Niederösterreich geboren, ist so ziemlich das Gegenteil eines neuen Wilden. Mit dem gern kolportierten Maler klischee österreichischer Heftigkeit hat er nichts zu tun. Seine Bilder sind kühl und konstatierend. Auffallend an ihnen ist zuerst ihre Herstellungstechnik. Bis ein Bild fertig ist, spannt Marsteurer bis zu drei Leinwände über den Rahmen. Es entstehen dadurch Bildschichtungen, die weit handgreiflicher sind, als es mit Lasurtechniken möglich wäre. Die dünnen Stoffe lassen die vorherigen Schichten zwar durchscheinen, aber sie vermischen nicht die Ebenen. Zustande kommen dadurch archäologische Situationen, wie man sie von Grabungen in alten Städten kennt: Barocke, mittelalterliche, römische, keltische oder noch viel ältere Siedlungsspuren, die sich wie Sedimente übereinandergelagert haben. Das eine wurde abgerissen und man begann von neuem zu…


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