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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 373 - 373
Ausstellungen: London , 2003

EDGAR SCHMITZ
Julian Hoeber: Killing Friends

Essor Gallery, London, 31.1. – 29.3.2003

Claire wird auf dem Bett erstochen, Jeffrey an der Tür erschlagen, und Rebecca erstickt in einer Plastiktüte im Schlafzimmer. ‘Killing Friends’ (2001) kündigt sich in Titel und Anlage als Horrorstudie an, aber statt Drama und crescendoartiger Entwicklungen bieten Film und Ausstellung vielmehr Gleichmäßiges, das sich gegenseitig gerade nicht steigert. Die Taten höhlen sich im gleichförmigen Nebeneinander aus und umreißen in ihrer Sequenzialität den serial killer als Modell einer repetitiven Struktur, die nicht auf Zuspitzung (also Spannung) beruht, sondern in ihren Vervielfältigungen vielmehr ganz andere Dynamiken aktiviert.

Vor und nach den jeweiligen Morden (und ohne wirklich grundlegende Unterscheidungen dazwischen) geht es hier um die Bestandsaufnahme von Beziehungen und die besonderen Arten des Unbeholfenen, in denen sie sich artikulieren. Mit Jeffrey ist gerade das gemeinsame Eintreten kompliziert, beide zwängen sich gleichzeitig durch die enge Wohnungstür, und erst in den ungelenken Versuchen des Mörders, den Erschlagenen dann, nachdem sein Blut in den hellbeigen Wohnzimmerteppich gesickert ist, auf dem Bett neben sich hinzusetzen, ergibt sich so etwas wie das Zusammensein zweier jugendlicher Freunde.

Erotik gibt es dabei auch, hier latent und expliziter dann bei Claire, die mitten im Vorspiel erstochen wird. Aber auch Erotik produziert hier keine Spannungskurve, sondern ist nur Anleihe bei der Medienikonografie des Serienmörders und fungiert als Ausgangssituation gewollt theatralischer Platzierungen. Das Frühstück, in dem der Löffel mit Müsli zum abgezirkelten Bewegungsablauf stilisiert wird, ist auch eher Performancestudie als Introspektion, und das immer wiederkehrende Arrangieren der Leichen in scheinbar natürlichen Posen wie das…


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