Annelie Pohlen
Karin Kneffel
»Haus am Stadtrand«
Museum Haus Esters, Krefeld,18.10.2009 – 17.1.2010
Man möchte mit bloßen Füßen über dieses Bild laufen“, schreibt Marion Ackermann in einem Text zu Karin Kneffel, der bezeichnenderweise „Hinter den Spiegeln“ betitelt ist. Im Bild liegt ein reich ornamentierter Teppich auf spiegelndem Fußboden. In ihrem 13-teiligen Werkzyklus „Haus am Stadtrand“ treibt die Malerin nun ihr diffiziles Verwirrspiel mit den physikalischen und metaphorischen Möglichkeiten der Spiegelungen mit solch intellektuell wie sinnlich bestechende Lust voran, dass der begierige Voyeur, auch wenn er sich auf den Kopf stellte, am Ende nicht mehr erreichte, als seine zwiespältig infizierte Wahrnehmung ihrem schließlich lustvollen Scheitern anzuvertrauen und sich umso intensiver dem verspiegelten Territorium der großen Utopien und Träume von der Malerei selbst zuzuwenden.
Das einfachste, was sich zu Kneffels jüngster Arbeit sagen lässt: Das „Haus am Stadtrand“ ist Ort, ‚Gegenstand’ und Titel der Präsentation. Damit ist sie der Bitte von Martin Hentschel, Direktor der Krefelder Museen, um eine Auseinandersetzung mit dem von Mies van der Rohe gebauten, vormaligen Wohnhaus gefolgt. Sie hat die spärlichen Dokumente der einstigen Nutzer gründlich studiert und das Wohnhaus der Familie so ins Bild transferiert, dass sich das durch viele verschobene, verdoppelte, verkehrte Wahrnehmungsschichten verwirrte Auge auf mehr oder minder vertrautem Material ausruhen kann. Sessel, Tische, Aschenbecher, Lampenschirme, Vorhänge finden von ein paar verstörenden Ausnahmen abgesehen im Raum ihren angemessenen Platz. Der Aschenbecher passt zum eher männlichen Charakter der Sitzmöbel im Salon, der Spiegel zum kleinen Frisiertisch samt wehendem Vorhang vor dem geöffneten Fenster zum Kabinett der Damen; der Hund…