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Ausstellungen: Tübingen · von Johannes Meinhardt · S. 285 - 286
Ausstellungen: Tübingen ,

Tübingen
Karin Sander

Kunsthalle Tübingen 27.03.– 04.07.2021
von Johannes Meinhardt

1990 hatte Karin Sander mit der fortlaufenden Serie Office Works / Büroarbeiten begonnen, die bis 2020 genau 1.424 Papierarbeiten in DIN- oder US-Letter-Formaten umfasst – von denen über 1.000 in der Ausstellung gezeigt werden. Das Material dieser Papierarbeiten besteht aus dem, was sich in einem Büro, auf einem Schreibtisch vorfindet: rechteckige Papiere, Klebepunkte, Adressenkleber, Büroklammern, Gummibänder, Hefterklammern. Als Instrumente kommen dazu Locher, Hefter und Bleistifte; die ins Papier gestanzten Löcher verwendet sie als „Locherpunkte“, mit dem Hefter hinterließ sie linienartige Reihen von nebeneinandergesetzten Hefterklammern, und mit Bleistift schuf sie auf einigen Papierarbeiten schnelle Einschreibungen, schraffurartige, gegenstands- und kompositionslose Einsätze der Hand, eher mit Telefonkritzeleien verwandt als mit Zeichnungen.

Diese Arbeiten, die am Schreibtisch und mit Materialien und Dingen vom Schreibtisch entstanden sind, haben etwas von der Intimität einer sehr persönlichen Situation, die lange vor der intentionalen Arbeit am Kunstwerk beginnt; die dem Vertreiben der Zeit nahesteht, einem noch ziellosen Hantieren mit dem vorhandenen Material. „Doch die Anziehungskraft, die beispielsweise eine bestimmte Heftklammer auf mich ausübt – eine besonders kleine aus rotem Kupfer oder eine gewellte silberne, die weniger wackelt –, ist ungebrochen. Für mich ist das Denken mit den Händen, zum Beispiel einen Strich ziehen oder das Schreiben, Tackern auf einem Stück Papier, so wichtig wie die persönliche Kommunikation, das persönlich gesprochene Wort.“

Der Status der Zeit in diesen Arbeiten ist eher der von Zerstreuung, flüchtigen Durchgangsperioden. „Meistens entstehen die Blätter, wenn ich an einem Ort ankomme, wo auch immer das sein mag, oder…

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von Johannes Meinhardt

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