Oldenburg
Karolina Bregula
The Waves Are Rumbling So Loud
Edith-Russ-Haus für Medienkunst 03.07.– 29.09.2024
von Rainer Unruh
Es scheint, als schauten sie uns direkt an. Drei Frauen und zwei Männer, zu sehen auf fünf Monitoren, die in einem Halbkreis angeordnet sind. Man blickt in Gesichter mit ernstem Ausdruck. Im Hintergrund erhebt sich ein wolkenverhangener Himmel über einer hügeligen Landschaft mit grünbrauner Vegetation. Das Quintett redet von einer Insel und einem Unwetter, das aufzieht. Ihr gilt der in die Ferne gerichtete Blick, den man als Besucher zunächst auf sich bezieht. Die Tonspur in Karolina Bregulas 5-Kanal-Videoinstallation The Storm (2024) ist wie ein Vokalstück konstruiert. Mal redet eine Person allein, dann reden mehrere gemeinsam. Jeder Mensch erscheint auf seinem eigenen Bildschirm, jeder hat seine eigene Auffassung zum Unglück, das naht.
Während die Wellen steigen und der Wind heftiger bläst, wächst nicht etwa die Solidarität, sondern Spannungen innerhalb der Gemeinschaft treten hervor. Es fallen abschätzige Bemerkungen, Zweifel kommen auf, ob sich eine Rettung überhaupt lohne. Die Katastrophe vor der Katastrophe ist sprachlicher Natur. Individuelle Erinnerungen und Narrative stehen nebeneinander, und keiner weiß, wie man die unterschiedlichen Erzählstränge zu einem rettenden Seil verknotet.
In The Fish (2024) weist die Fantasie den Ausweg. Auch diese Arbeit, die in einem eigenen Kabinett gezeigt wird, entstand in enger Kollaboration zwischen der polnischen Künstlerin (Jahrgang 1979) und den beteiligten Personen. Waren es in The Storm lokale Künstler*innen, die Bregula an der Nordwestküste Irlands in Buncrana kennengelernt hatte, so sind es diesmal die schwedische Fischerin Manjula Gullikson und ihr Mann Stefan Nordin. Das Video…