Düsseldorf
Katharina Sieverding
Kunstsammlung NRW K21 01.11.2024–23.03.2025
von Thorsten Schneider
„Deutschland wird deutscher.“ Nach den letzten Wahlergebnissen und dem anhaltenden Umfragehoch der AfD bedeutet dies nichts Gutes. Bereits 1992 sorgte Katharina Sieverding mit der Arbeit XLI / 1992 Deutschland wird deutscher, die als Billboard für den öffentlichen Raum realisiert wurde, für erhitzte Debatten und wurde überklebt und zurückgewiesen. Das Textzitat aus der Wochenzeitung Die Zeit stammt aus einem Artikel, der den euroskeptischen Zeitgeist auch als Effekt der deutschen Wiedervereinigung diskutiert. Die Künstlerin rührte mit ihrer Text-Bild Montage an einen empfindlichen Punkt deutscher Geschichte und die zunehmenden rechtsextremen Anschläge in den 90er Jahren. Die Kinder der sogenannten „Baseballschläger-Generation“ seien unter den heutigen Jungwähler*innen der AfD und extremen Rechten, heißt es in aktuellen Gegenwartsdiagnosen. Sieverding versteht es, wie kaum jemand sonst, die Problematik ihrer Zeit in ikonischen Bildern zu verdichten und zuzuspitzen. Das Nachleben dieser Bilder führt die unheimliche Präsenz der ‚Geister der Vergangenheit‘ vor Augen. Sieverdings Ausstellungen sind wie Echokammern, in denen sich das falsche Pathos teuer erkaufter Pyrrhussiege mehrfach bricht. Auch durch den Ausstellungsparcours im Untergeschoss des Düsseldorfer K21 wird dies erneut schmerzlich bewusst. Sieverdings Kunst ist erschreckend aktuell, da die Themen, die sie zur Darstellung bringt, es – leider immer noch – sind. Die Konzeptkünstlerin versteht es mit den Verfahren der Mehrfachbelichtung, der Steigerung von Kontrasten und vor allem Verfahren der Verfremdung bei den Betrachter*innen ein tiefes Befremden zu erzeugen.
Die Bilder machen die Differenz zwischen Abgebildetem und Abbildung selbst immer schon zum Gegenstand der Reflexion. Daher sind sie nicht einfach als…