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Ausstellungen: Düsseldorf · von Thomas W. Kuhn · S. 314 - 315
Ausstellungen: Düsseldorf , 2008

Thomas W. Kuhn
Katja Pfeiffer – rohschnitt

Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf, 11.04. – 24.5.2008

Für die Vortäuschung falscher Tatsachen steht allbekannt der Topos des Potemkinschen Dorfes. Angeblich schuf der russische Feldmarschall Grigori Alexandrowitsch Potjomkin Kulissen wohl bestellter Siedlungen auf der Krim, um der durchs Land reisenden Zarin Katharina den Eindruck bester Verhältnisse vorzugaukeln. 1993/94 entstand ein derartiges Konstrukt in Berlin, wo private Finanziers die Fassade des Stadtschlosses im Maßstab 1:1 vom Atelier Catherine Feff anfertigen ließen und auf einer gigantischen Gerüstkonstruktion aufspannten. Noch heute kann man sich eine derartige Simulation in nächster Nähe anschauen, der Nachbildung Karl Friedrich Schinkel’s Bauakademie.

Außer diesem Zweck dienen Gerüste vor allem dem Zugang von Handwerkern zu den Fassaden zu restaurierender oder neu zu errichtender Bauten. Der architektonische Konnex gilt so oder so. Dies trifft auch für die Kulissen im Berlin nahe gelegenen ehemaligen Ufa-Gelände zu, wo seit dem frühen 20. Jahrhundert gebaute Illusionen von Innen- und Außenräumen zur Unterhaltung und gelegentlichen Bildung der Massen in den Lichtspielhäusern auf Celluloid gebannt wurden.

Hier, in ihrer Wahlheimat Berlin, fand Katja Pfeiffer (*1973 in Karlsruhe) diese künstlichen Strukturen in einer Häufung vor, wie sie keine zweite deutsche Stadt seit 1989 vermittelt. Die Konstruktion simulierter Architektur und neuerdings verstärkt auch die Konstruktion simulierter Natur ist nicht nur bildwürdiges Sujet ihrer Malerei auf einem ursprünglich selbstständigen und klar abgegrenzten Bildträger, sondern hat die Struktur des Bildträgers so weit durchdrungen, dass ihre Arbeiten nun als Bildinstallationen angesprochen werden können, die im Aufbau aus Holzplatten und Dachlatten die tektonische Charakteristik der abgebildeten Kulissen verdoppeln.

Hauptwerk in…


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