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Ausstellungen: Köln · S. 444 - 444
Ausstellungen: Köln , 1989

Jürgen Raap
Klaus Kampert

“Skulpturen”

Galerie Wiegand, 20.1.-25.3.1989

Kopfweiden sind typisch für die flache Landschaft am Niederrhein, in der Klaus Kampert aufgewachsen ist. Knorrige, verknorpelte Bäume an den Ufern des Alt-Rheins, an kleineren Flüssen und Bächen, die ähnlich wie Pappelreihen als Windschutz angepflanzt werden, im Inneren des Stammes als Ergebnis ihres natürlichen Wachstums oft hohl. Ein- oder zweimal im Jahr werden sie gründlich zurechtgestutzt und wirken dann wie klotzhafte Gebilde, deren beschnittene Aststümpfe bedrohlich und geisterhaft den Winternebel zu durchdringen versuchen. Die Einheimischen haben diesem Eindruck mystische Qualitäten zugeschrieben. “Kopfweisen” nennt Kampert seine Serie von plastischen Arbeiten und Zeichnungen aus den letzten beiden Jahren – ein eher assoziatives Wortspiel denn eine skulpturale Bearbeitung einer konkreten Naturbeobachtung. “Bäumchen, Bäumchen, verwechsel dich”, heißt es reflektierend im Untertitel, auf der Suche nach einem Mittelweg zwischen subjektivistischer künstlerischer Selbstbefragung und Erfassung individueller Identität einerseits (denn kein Baum gleicht dem anderen) und verallgemeinernder Erkenntnis über menschliche Existenzzusammenhänge andererseits.

Mit seiner archaischen Formensprache knüpft Kampert zwar deutlich an die Tradition des deutschen Expressionismus an, aber er vermeidet den Entwurf eines vergeistigten Welt- und Menschenbildes im Ausdruck extremistischer Ahnungen und Empfindungen, auch wenn die Mimik mancher seiner Kopfdarstellungen Bedrängtheit und Gequältheit verrät.

Die expressive Dichte wird nicht in stilistischer Abklärung, sondern in einem Kommunikationsprozeß zwischen handwerklich-plastischer Ausführung und Musik erreicht: Jedes der großen, totempfahlähnlichen Figurengebilde mit mehreren übereinandergelagerten Köpfen ist bei einer Performance entstanden, die Kampert zusammen mit dem Jazzmusiker Willi Kellers als acht- bis neunstündigen Arbeitstag aufführt: “Im Arbeitsprozeß bewirkt die Tätigkeit des Menschen durch das Arbeitsmittel eine von vorneherein bezweckte…


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