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Ausstellungen: Köln · S. 305 - 306
Ausstellungen: Köln , 1988

Heinz Thiel
Klaus Osterwald

Galerie Krings-Ernst, 15. 1. – 5. 3.1988

Das Material erinnert an Arbeitersiedlungen aus den sechziger oder frühen siebziger Jahren und an ländliche Siedlungen, die sich einen städtischen Anstrich geben wollten: glasfaserverstärktes Well-Polyester. Haustüren wurden gerne mit diesem lichtdurchlässigen Kunststoff verschandelt, indem man ihnen einen anfangs leuchtenden und dann verblassenden gelben, blauen oder grauen Windfang verpaßte.

Klaus Osterwald hat eine solchen Windfängen angelehnte Arbeit als autonome Wand-,Plastik’ wie ein ironisches Augenzwinkern in die Ausstellung aufgenommen. Die drei Ebenen der Galerie sind mit Wellpolyester-Arbeiten von Klaus Osterwald wirkungsvoll sparsam bestückt: Reliefs. Wandplastiken und freistehende Skulpturen gliedern die langgestreckten Raumschläuche in wohlproportionierte Binnenräume mit genügend Platz für Umgang und Abstand. Die Präsentation, das wird hier unaufdringlich deutlich, ist ein wesentliches Moment des plastischen (Er)Lebens.

Die architektonischen Formvorgaben lassen es als natürlich erscheinen, daß der Künstler das Material von Klaus Osterwald keineswegs gewesen. In erster Linie wollte er das Material Wellpolyester als Erschwernis fürs Zeichnen einsetzen. Wenn Osterwald mit Fettkreide und kräftigen Strichen auf großformatigem Papier ansetzt, dann entstehen die Konturen einer Geschichte. Fügen sich die Linien zu lesbaren Ereignissen oder verstehbaren Situationen, dann setzt der Künstler den Stift ab und beginnt an anderer Stelle neu. Klaus Osterwalds Zeichnungen sind Blätter voller Finger-Zeige. aber er liefert sich der Ungewißheit weit lieber aus als der Gewißheit.

Aber natürlich schleicht sich auch bei entsprechend intensiver Interruptus-Ubung ein wohliges Behagen ein. das die Kontrollfunktion beim Künstler durchaus außer Kraft setzen kann. Deshalb das Polyester-Wellenband. Da läßt sich jetzt kein schwungvoller Strich mehr ziehen und da ist auch die…


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