Künstlerische Forschung als Methodenfeld
Alexander Damianisch, Leiter des Zentrum Fokus Forschung an der Universität für angewandte Kunst in Wien
im Gespräch mit Sabine B. Vogel
An der Universität für Angewandte Kunst in Wien leitet Alexander Damianisch das Zentrum Fokus Forschung. Dort werden Projekte im postgradualen Feld von Kunst und Wissenschaft entwickelt und koordiniert. Dabei wird die künstlerische Forschung im Sinne einer umfassenden Forschungsaktivität als ergebnisoffen definiert. Kunst und Wissenschaft gelten nicht als separate Domänen, sondern als zwei Dimensionen in einem gemeinsamen kulturellen Raum. In der künstlerischen Forschung (im Folgenden kurz KF genannt) wird meist eine konkrete Fragestellung durch individuelle methodische und erkenntnistheoretische Ansätze verfolgt.
Sabine B. Vogel: Künstlerische Forschung ist eine noch vergleichsweise neue kulturelle Praxis – wann und wie begann diese Arbeitsweise?
Alexander Damianisch: Die Annahme, dass KF eine vergleichsweise neue kulturelle Praxis ist, kann ich nicht unbedingt nachvollziehen. Es ist eher eine neue Art, um sich über eine alte Form der Veränderung von Verstehen – und dessen Inhalte – auszutauschen. Daher ist es schwierig und womöglich grundlegend missverständlich, einen Zeitpunkt, ein Anfangsdatum oder eine Definition für künstlerische Forschung anzugeben. Eine mögliche Beschreibung ginge über das Karriere-Narrativ. Wann hat Forschung zwei Wege zu wählen begonnen, wie man besser verstanden werden kann oder vielleicht auch wie man besser Karriere machen kann?
Jenseits der eigentlichen Tätigkeit in der Praxis wäre da die Möglichkeit, sich „profan“ (Wissenschaft) oder „sakral“ (Kunst) zu organisieren und institutionalisieren. Daraus folgt auch eine unterschiedliche Bewertung, durchaus im finanziellen Sinne, von Ergebnissen, und man beginnt sich auch womöglich besser…