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Kommentar · S. 325 - 326
Kommentar , 1986

Amine Haase
Kultur und Terrorismus

Nun stecken wir also mitten drin: In einer Geschichte um die erste Geiselnahme eines Kunstwerks. Kulturterroristen nennen sich die Entführer, um die böse Mischung von Kultur und Gewalt gleich mit dem passenden Etikett zu versehen. Die Verquickung zweier Dinge, die man so kaum für möglich gehalten hatte, erregt Aufsehen – angeblich für gute Zwecke, nämlich erhöhten finanziellen Einsatz des Staates in Sachen Kunst. Aber was kann an diesem Kidnapping gut sein? Da ist alles auf den Kopf gestellt – nicht etwa weil die Schreckensnachricht aus Australien kommt.

Die Liste der Terrortaten in der Welt wird von Tag zu Tag länger. Die präzise Zahl der Kunstraube bleibt wahrscheinlich ewig dunkel. Aber jetzt gibt es eine Mixtur aus beidem – doppelt so dumm wie jedes Verbrechen für sich. Der unter Druck gesetzte Staat kann ohne Risiko hart bleiben: Würde doch die Verwirklichung der Terroristen-Drohung mit Zerstörung des geraubten Bildes nur endgültig die anti-kulturelle Haltung derer beweisen, die sich mit Gewalt für ihre angebliche Verbesserung einsetzen.

Man hatte eher gefürchtet, daß eines Tages ein Kunstwerk von unschätzbarem Geld- und Kultur-Wert von politischen Terroristen entführt werden könne, um den Staat vor eine dann tatsächlich schwere Entscheidung zu stellen, zum Beispiel: Geld oder Kunst, beziehungsweise: Freiheit oder Idol. Diebe, denen Kunst in die Finger kommt, fassen Bilder oft so brutal an. daß der Raub einer Zerstörung gleichkommt. Darüber weiß man nur wenig. Wer fragt heute noch, was aus dem Schlüsselwerk des Impressionismus, Monets “Impression soleil levant”, geworden ist, das 1985 aus einem Pariser…


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