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Essay · von Hans-Jürgen Müller · S. 162 - 163
Essay , 1973

HANS-JÜRGEN MÜLLER
Kunst als Spekulationsobjekt?

Wenn mehr und mehr von Spekulation die Rede ist, wenn es um Motive für den Erwerb moderner Kunst geht, so sind es nicht etwa nur die Skeptiker, die solches unterstellen, sondern Deutschlands ‘Kunstexperte Nr. 1’, Dr. Willi Bongard, glaubt durch lukrative Versprechungen, den Kreis der Kunstkäufer entscheidend vergrößern zu helfen. Beides ist Unsinn. Schon immer setzte die Beschäftigung mit Kunst Leidenschaft, Überzeugung und eine gewisse Erfahrung bzw. Sachkenntnis voraus. Sammler oder Galeristen, die durch rechtzeitiges Erkennen und mutiges Kaufen bestimmter Kunstrichtungen Pionierarbeit geleistet haben, sollten nicht der Absicht spekulativer Gewinnsucht bezichtigt werden, wenn die Richtigkeit ihrer Voraussagen erst zu einem Zeitpunkt allgemein bewußt wird, wenn hohe Preise diese Kunst ‘geadelt’ haben.

Mit Kunst spekulieren, würde bedeuten, möglichst risikolos zu kaufen und zu verkaufen. Das wiederum hieße, Bilder von Künstlern zu erwerben, die schon einen entsprechenden Markt besitzen. Daß in diesem Augenblick ihr künstlerisches Schaffen nicht selten einen gewissen Höhepunkt überschritten hat, und sie das Bildschema, welches sie bekannt und begehrenswert gemacht hat, nur noch müde repitieren, ließe sich an konkreten Beispielen leicht beweisen. (Vasarely beispielsweise hat erst mit seinen späteren, publikumswirksamen, Farbadditionen marktbeherrschenden Einfluß bekommen). Wer in einem solchen Moment ‘Namen’ und nicht Bilder kauft, muß davon ausgehen, das er für diese…


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von Hans-Jürgen Müller

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