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Biennalen: Krasnoyarsk · von Heinz Schütz · S. 378 - 385
Biennalen: Krasnoyarsk , 2009

Heinz Schütz
Kunst in Sibirien

»Ferne – 8. Krasnoyarsk Museums Biennale«
Krasnoyarsk Museum Center und öffentlicher Raum, 2.9.2009 – 8.11.2009

Nachdem in der Sowjetunion Anfang der Dreißiger Jahre der Sozialistische Realismus zur verbindlichen Doktrin erklärt worden war, wachte die sowjetische Kunstzensur darüber, dass Kunst, die sich über das Dogma hinwegsetzt, nicht produziert oder zumindest nicht öffentlich sichtbar wurde. Abweichende Künstler waren so gut wie ausschließlich im Privatbereich aktiv, eine ganze Reihe wanderte, sobald sich die Möglichkeit dazu ergab, in Richtung Westen ab und aus. Mit dem Mitte der Achtziger Jahre einsetzenden politischen Tauwetter und zumal nach Auflösung der Sowjetunion im Dezember 1991 begann sich die Situation grundlegend zu verändern. Was zuvor utopisch erschien, wurde nun möglich: moderne und zeitgenössische Kunst in all ihren Schattierungen öffentlich auszustellen. Zwar lassen sich in jüngster Vergangenheit verstärkt insbesondere von russisch-orthodoxen und nationalistischen Kreisen initiierte Angriffe auf Kunstwerke und Prozesse gegen Künstler und Kuratoren verzeichnen, zwar werden auch heute noch Erinnerungen an sowjetische Kontrollmechanismen wach, wenn bei harmlos anmutenden Fotoaufnahmen im öffentlichen Raum plötzlich Sicherheitsbeamte in Zivil aus dem Gebüsch treten und die Löschung der Aufnahmen verlangen – der grundsätzliche Schritt zu mehr Kunstfreiheit wurde in Russland vollzogen. Ihr Status mag angesichts der Geschichte und Konstitution der Staatsmacht labiler sein als in westlichen Staaten, doch hier wie dort hängt der Grad ihrer Bedrohung nicht zuletzt davon ab, inwieweit nationalistisch-religiös-fundamentalistische Kräfte oder auch die Selbstzensur fördernde Terrorszenarien die Oberhand gewinnen.

Zentrale Schauplätze für zeitgenössische Kunst in Russland sind St. Peterburg und Moskau. Dort hat sich inzwischen ein von der…



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