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Titel: Kunst ohne Werk · von Paolo Bianchi · S. 54 - 55
Titel: Kunst ohne Werk , 2000

Kunst ohne Werk

DIE TRANSFORMATION DER KUNST VOM WERKHAFTEN ZUM PERFORMATIVEN
HERAUSGEGEBEN VON PAOLO BIANCHI

Das Eindringen avantgardistischer Ismen in den Kunstbetrieb ist nicht länger möglich. Sie wurden durch Ideen und Kontexte abgelöst. Klar ist zu sehen, dass Ereignis und Environment, Poetik und Performance – alles in einem – an ihre Stelle treten. Die Konstellation ist günstig. In den Kunst- und Kulturwissenschaften bahnt sich eine performative Wende an.

. Es wird im Band “Kunst ohne Werk” weniger die individuelle Befindlichkeit als vielmehr grundsätzlich Menschliches, ja Existenzielles befragt. “Eines Tages”, sagt Gerhard Richter, “werden wir keine Bilder mehr brauchen, wir werden einfach glücklich sein.”

. Statt sich auf die Prinzipien des “Werks”, der “Form”, der “Originalität”, der “Imagination”, des “Ausdrucks” oder des “Wahrheitsvollzugs der Kunst” zu stützen, wird Kunst zur “Performation”, zum “Ereignis”, zum “Spiel” oder zur “Inszenierung”. Der Prozess der Avantgarde leitet so über zu einer radikalen Transformation der Kunst vom Werkhaften zum Performativen.

. Kein Werk setzt am Nullpunkt an. Das Bild als Werk fügt sich ins “Betriebssystem Kunst” ein. Die Idee einer “Ästhetik ohne Absicht” heißt, eine Leerstelle im System zu finden. Das Modell “Absichtslos auf ein Ziel hin” zeigt eigentlich schon, dass in der Absichtslosigkeit überhaupt schon das Ziel zu sehen ist.

. Die neun Einzelstudien sind keine praktischen Anwendungen theoretischer Axiome, sie zeigen Kunst auch nicht bloß als Form, sondern “Kunst als Lebensform”; Kunst nicht bloß als Information, sondern als Performation. Suchen diese Künstler den archimedischen Punkt oder etwa, im Gegenteil, den Ort in der Lichtung, wo die Wildschweine sich tummeln? Die…


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