Dieter Hoffmann-Axthelm
Kunst und Kooperation
Wir haben den Genie-Mythos hinter uns. Es gibt Individuen, die haben Power, schaffen sich ihren Marktwert. Leistung zählt. Der Individualismus der Künstler ist also gerade erst auf seinen Höhepunkt gekommen, so sehr, daß er erfolgreich seinen Gegenstand verdeckt. Die Grundeinheit: die Kunst, soll zwar überlebt haben, aber man greift sie nirgends. Erst auf der Ebene, wo Kunst vorbehaltlos als individuelle Leistung zur Diskussion steht, kann man anfangen, mit den Möglichkeiten, den Ein- und Ausschließlichkeiten dieser neuen Einheit zu spielen. Die Frage nach Kooperation in der Kunst ist ganz offensichtlich eine Frage nach dem Zerfall der großen Einheit; sie kommt aus dem daraus folgenden Zerlegungsprozeß der alten Künstlerfigur und hat ihren Spielraum auf einer Ebene des Versuchens, auf der die Bedingungen künstlerischer Produktivität ausprobiert werden müssen.
Ich gehe also gleich von der zentralen Behauptung aus: Kooperation in der Kunst ist selten, aber nicht unwahrscheinlich. Unwahrscheinlich könnte die Sache nur von einem Standpunkt vor dem Zerfall der klassischen Kunstfigur sein: Für die bürgerliche Kunst war das gesellschaftlich Allgemeine allein im Kunstwerk zu finden, das deshalb vom Künstler schwieg. Was er war, war er im Werk, in das er sich entäußerte – er selbst, seine Lebensumstände, sein Glück und sein Anteil am Leben, all das zählte nur sekundär und war dem Kunstwerk äußerlich.
Dazu gab es ein Gegenbild: die Kollektivierung der Kunst. Die Gleichartigkeit der Perspektive erkennt man daran, daß wiederum der Künstler sich zum Opfer zu bringen hatte, diesmal in der Revolution. Die Forderung, die Kollektivität aus dem Ergebnis in…