Michael Nungesser
Kunst und Öffentlichkeit.
40 Jahre Neuer Berliner Kunstverein
Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), Berlin, 28.3. – 10.5.2009
Als die in West-Berlin ab 1965 tätige Deutsche Gesellschaft für Bildende Kunst in den Jahren der Studentenunruhen wegen ihrer undemokratischen Struktur in die Krise geriet, entstanden 1969 nach ihrer Auflösung (und zum großen Teil aus ehemaligen Mitgliedern) der Neue Berliner Kunstverein (n.b.k.) und die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK). Fortan bestanden in der Mauerstadt zwei Kunstvereine, die in diesem Jahr auf ihr 40-jähriges Bestehen (als Konkurrenten wie als Kooperationspartner) zurückblicken. Der n.b.k. gibt jetzt in einer interdisziplinären Ausstellung mit Begleitprogramm unter dem Titel „Kunst und Öffentlichkeit. 40 Jahre Neuer Berliner Kunstverein“ einen Einblick in seine Geschichte mit Ausrichtung auf zukünftige Aktivitäten (Kuratorinnen: Sophie Goltz und Kathrin Becker).
Kein rein dokumentarischer Rückblick wird gegeben, sondern eine konzeptuell und visuell anregende Schau, die Kunst und Zeitumstände in vielgestaltiger Form (Ausstellungsarchitektur: Eva Dertschei und Carlos Toledo) verbindet und besonders den für alle offenen Archivcharakter der Institution hervorhebt. Eingangs wird der Besucher durch eine aus riesigen Pappröhren gebildete „Kunstbarrikade“ auf die unruhigen Entstehungszeiten spektakulär eingestimmt. Die Kunst, Zündstoff der Debatten, wächst gleichsam aus den Röhren heraus: Gemälde, Fotografien und vor allem das damals favorisierte demokratische Medium der Graphik. An der Seite vor allem in West-Berlin wirkender Künstler wie Ulrich Baehr, Arwed Gorella, Johannes Grützke, Rafael Rheinsberg und Peter Sorge stehen etwa Christian Boltanski, John Cage, Richard Hamilton, Gerhard Richter und Andy Warhol. Alle Werke gehören der Artothek. Diese 1970 innerhalb des n.b.k. gegründete Kunstausleihe, eine der ersten in…
